SHORT REPORT (Zusammenfassung der unveröffentlichten Masterarbeit von L. Bücheler) Effekte einer systemischen Aufstellungsarbeit auf die psychische Belastung und Depressivität: Eine Prä-Post-Analyse
Autoren: Bücheler, Leonie1, Eilers, Rebekka1& Langlotz, Ero2 1Lehrstuhl für Klinische und Biologische Psychologie, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Deutschland 2Praxis Ero Langlotz, Systemische Selbst-Integration
1 | THEORETISCHER UND EMPIRISCHER HINTERGRUND Systemaufstellungen sind symbolisch-metaphorische Methoden zur Darstellung von sozialen Systemen. Diese haben ihren Ursprung in der systemischen Therapie (Tschacher, 2012; Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie [WBP], 2009). Mithilfe von Systemaufstellungen können soziale Beziehungen eines Sys-tems aus der Sicht eines einzelnen Systemmitglieds räumlich abge-bildet werden (Gminder, 2006; Horn & Brick, 2010; Mayer & Hausner, 2014). Durch das Abbilden der subjektiven Systemwahr-nehmung können Klienten informelle Beziehungsdynamiken be-wusst werden (Ameln & Kramer, 2016; Tener, 2013). Das direkte Ziel der Systemaufstellung ist es jedoch, Klienten bei der Lösung ihres dargebrachten Anliegens zu helfen (Kohlhauser & Assländer, 2009). Dabei soll es Klienten ermöglicht werden, Erfahrungen, wel-che innerhalb des eigenen Systems gemacht wurden, neu zu be-werten und neue Verhaltensweisen abzuleiten (Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e. V [DGSF], 2003, February). Infolgedessen kön-nen sich die entstandenen Spannungen des Systems auflösen und Klienten werden durch diese nicht weiter belastet (Ameln & Kramer, 2016; Horn & Brick, 2010). Systemaufstellungen entsprechen daher in der systemischen Praxis einer Intervention, mit der psychologi-sche Variablen des falleinbringenden Klienten positiv beeinflusst werden sollen (Weinhold et al., 2013). Einzelne Studien weisen auf positive Effekte der Systemaufstel-lungen auf das psychische Wohlergehen von Klienten hin (vgl. Gutmark, 2014; Höppner, 2001; Hunger et al., 2015; Knierim, 2013; Langlotz, 2005; Rieger & Stückemann, 1999; Weinhold et al., 2013). Für die Verbesserung der psychischen Gesundheit konnte wieder-holt eine mittelfristige Stabilität von vier Monaten nachgewiesen werden (vgl. Gutmark, 2014; Höppner, 2001; Knierim, 2013; Weinhold et al., 2013). Mit der längerfristigen Wirksamkeit von Systemaufstellungen befasste sich ausschließlich Hunger et al. (2015), wobei eine Stabilität von einem Jahr für die Verbesserung von psy-chischen sowie intrapsychischen Variablen belegt wurde. Die Untersuchung der längerfristigen Wirksamkeit der Systemaufstellun-gen ist dahingehend von Relevanz, dass einige Befunde auf ein zeitverzögertes Auftreten von positiven Effekten hinweisen (vgl. Gutmark, 2014; Hunger & Koch, 2014b; Kolodej et al., 2016). Die klinisch signifikante Veränderung der psychischen Gesundheit wurde nur im Rahmen der Heidelberger Studie untersucht. Hierbei befanden sich die meisten Klienten bereits vor der Aufstellung im funktionalen Bereich der erhobenen Belastung und wiesen keine kli-nisch reliable Veränderung über die Zeit auf (Hunger et al., 2015; Knierim, 2013; Weinhold et al., 2013). Insgesamt ist die Interpretation und Generalisierbarkeit der positiven Befunde bzgl. der Wirksamkeit von Systemaufstellungen ein-geschränkt. So sind die existierenden Studien gekennzeichnet von Mängeln, etwa in Form von retrospektiven Befragungen, Fehlen ei-ner angemessenen Kontrollgruppe (vgl. Borek, 2011; Geils & Edwards, 2018; Rieger & Stückemann, 1999) sowie der wissen-schaftlichen Unabhängigkeit von Aufstellungsleitern und Forschern (vgl. Reinhard, 2012). Die Ergebnisse der berichteten Studien ba-sieren dabei auf kleinen Stichproben (vgl. Geils & Edwards, 2018; Goode, 2015; Jafferany et al., 2019; Kolodej et al., 2016; Langlotz, 2005; Müller-Christ & Pijetlovic, 2018; Rieger & Stückemann, 1999) sowie auf einer sehr selektiven Grundgesamtheit. So wurden bei-spielsweise kaum klinische Stichproben erhoben (vgl. Jafferany et al., 2019), sodass aus der bestehenden Befundlage nur Aussagen in Bezug auf klinisch gesunde Klienten abgeleitet werden können. Auch basieren die meisten Ergebnisse auf den Angaben von deutschsprachigen Erwachsenen mittleren Alters, wobei der Groß-teil der Klienten aus verheirateten Teilnehmenden mit einem (Fach-) Abitur, einem Studium und Erfahrungen mit Systemaufstellungen bestand. Der Anteil der weiblichen Teilnehmenden war dabei deut-lich überrepräsentiert (vgl. Geils & Edwards, 2018; Goode, 2015; Höppner, 2001; Jafferany et al., 2019; Knierim, 2013; Rieger & Stü-ckemann, 1999). Zudem wurden diese Klienten häufig anhand einer persönlichen Interessensbekundung rekrutiert (Weinhold & Born-häuser, 2014). Auch wenn einzelne Studien bereits auf eine positive Wirkung der Systemaufstellungen hinweisen, ist die aktuelle Befundlage zu deren Wirksamkeit noch von geringem Umfang und von methodischen Mängeln gekennzeichnet. Zudem wird unter dem Begriff Systemauf-stellungen eine heterogene Vielfalt von Angeboten zusammenge-fasst (vgl. Ameln & Kramer, 2016).
Forschungsfragen Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, die Effekte einer exemplarischen Aufstellungsmethode zu überprüfen. Hierbei wird die Selbst-Integrative Trauma-Aufstellung (SITA) von Dr. Ero Langlotz aus München untersucht (Langlotz, 2019a). Langlotz suchte als sys-temischer Psychiater und Psychotherapeut nach einer ganzheitli-chen und nicht-defizitorientierten Methode für seine Klienten und ent-deckte im Zuge dessen die systemische Aufstellungsarbeit (Lang-lotz, n.d., 2019b). In Ermangelung an geeigneten Aufstellungsange-boten entwickelte dieser für Klienten mit prägenden und belastenden Erlebnissen die SITA (Langlotz, 2019a, 2019c). Der Traumabegriff ist dabei nicht deckungsgleich mit der Definition traumatischer Ereig-nisse in den Diagnosemanualen psychischer Störungen (American Psychiatric Association, 2013) Es wurden folgende Hypothesen und Forschungsfragen unter-sucht: 1. Die psychische Belastung der Klienten nimmt durch die Teil-nahme an einer Aufstellung von Messzeitpunkt 1 zu Mess-zeitpunkt 2 hin ab. 2. Die Depressivität der Klienten nimmt durch die Teilnahme an einer Aufstellung von Messzeitpunkt 1 zu Messzeitpunkt 2 hin ab. 3. Sowohl zu Messzeitpunkt 1 als auch zu Messzeitpunkt 2 gibt es einen positiven Zusammenhang von Depressivität und psychischer Belastung. 4. Unterscheidet sich die Veränderung in den Belastungsma-ßen nach Geschlecht, Vorerfahrung und Altersgruppen? 2 | METHODE Stichprobe Bei den Probanden der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um 22 Personen (M = 48.23 Jahre; SD = 12.63), die aufgrund eines selbstbekundeten Anliegens eine Aufstellungssitzung bei Dr. Ero Langlotz in Anspruch genommen haben. Da die Aufstellungssitzungen ein Angebot außerhalb des kassenärztlichen Systems sind, kamen die Klienten selbst für die Kosten auf. Dr. Langlotz beschränkte sein Behandlungsangebot auf keine spezifische Personengruppe oder spezielle Anliegen. Eine klinische Diagnostik wurde nicht durchgeführt, je-doch mussten für die Teilnahme an der Studie folgende Kriterien erfüllt sein: Inanspruchnahme einer Aufstellungssitzung bei Dr. Langlotz, mindestens 18 Jahre alt, Einwilligung zur Teilnahme und zur Datener-hebung/-verarbeitung und ausreichende Deutschkenntnisse. Ablauf Die Erhebung der probandenbezogenen Daten erfolgte im Zeitraum von Ende April bis Mitte Juli 2020 und fiel somit in die Zeit der Covid-19-Pandemie. Die vorliegende Untersuchung wurde dabei im Rahmen einer größeren Pilotstudie durchgeführt. Letztere ist für den Zeitraum von April bis Dezember 2020 angesetzt. Ziel der übergeordneten Studie ist es, die Effekte des systemischen Aufstellungsangebots von Dr. Ero Langlotz auf die aktuelle psychische Belastung, Depressivität und das Wohlbefinden in verschiedenen Lebensbereichen von Aufstellungsklienten zu untersuchen. Ein positives Votum der Ethik-kommission der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt liegt vor. Die vorliegende Prä-Post-Untersuchung stellt eine Auswertung der bis zum 19. Juli eingegangen Daten dieser Studie dar. Aufstellungssitzungen, welche vor dem Covid-19 bedingten Lockdown durchgeführt wurden, fanden in den Praxisräumen von Dr. Langlotz in München statt. Alle nachfolgenden Aufstellungssitzungen und somit der Großteil davon erfolgte per Videokonferenz. Die erste Befragung (MZP1) der Klienten von Dr. Langlotz fand innerhalb von 24 Stunden vor dem Auf-stellungstermin statt, der zweite Messzeitpunkt (MZP2) drei Wochen nach dem MZP1. Zur Befragung wurden Online-Fragebögen einge-setzt (Qualtrics über die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt). Zu Beginn wurden die Probanden schriftlich über die Studie informiert sowie über die Freiwilligkeit der Studienteilnahme und die geltenden Datenschutzmaßnahmen aufgeklärt. Die Daten der bearbeiteten Fra-gebögen wurden mithilfe eines Codes pseudonymisiert erhoben. Messinstrumente Zu beiden MZP wurden die aktuelle psychische Belastung und die Depressivität der Klienten erhoben. Das Brief Symptom Inventory (BSI, Franke, 2000) erhebt psychi-sche Belastung in Form der subjektiv empfundenen Beeinträchtigung durch körperliche sowie psychische Symptome in den letzten sieben Tagen mit 53 Items auf einer 5-stufigen Antwortskala (0 = überhaupt nicht bis 4 = sehr stark; Summenwerte: 0–212). Der Globale Kennwert des BSI Global Severity Index (GSI) gilt als bester Einzelprädiktor der grundsätzlichen psychischen Belastung sowie als psychometrisch bester Kennwert des BSI (Franke, 2000; Geisheim et al., 2002). Der GSI kann dabei Werte von 0 bis 4 annehmen, die T-Werte des GSI reichen von 20 bis 80. Verzeichnet ein Proband einen T-Wert des GSI ≥ 63, so gilt dieser als „psychisch auffällig belastet“ (Franke, 2000, p. 20). Die T-Werte wurden in der vorliegenden Arbeit lediglich zur Ermittlung der Individualverläufe und des Remissions-Status ver-wendet. Die restlichen Angaben und Berechnungen bzgl. des BSI ba-sieren auf den Rohwerten des GSI. Die deutschsprachige Version weist gute psychometrische Eigenschaften auf und zeigt sich sensitiv bei der Erfassung von Veränderungen über die Zeit und somit zur Evaluation von Interventionen (Franke, 2000; Geisheim et al., 2002; Prinz et al., 2013). Das Depressivitätsmodul des Patient Health Questionnaire (PHQ-9, Löwe et al. 2002a) erhebt anhand von neun Items auf einer 4-stufigen Antwortskala die allgemeine depressive Symptomatik der letzten zwei Wochen (0 = überhaupt nicht bis 3 = beinahe jeden Tag, Summenwert 0-27). Der Summenwert dient als Maß der Depressivi-tät. Ein Wert von mindestens 5 weist auf einen milden Schweregrad der Depressivität mit leichten Symptomen hin (Kroenke et al., 2001; Löwe et al., 2002) und ist als Indikator für klinisch relevante depres-sive Symptomatik für Forschungszwecke geeignet (Löwe et al., 2004). Dabei weist die deutschsprachige Version des PHQ-9 gute psycho-metrische Eigenschaften auf und zeigt sich sensitiv bei der Erfassung von Veränderungen über die Zeit und somit zur Evaluation von Inter-ventionen (Epple, 2016; Gilbody et al., 2007; Löwe et al., 2004). Zusätzlich füllten die Teilnehmenden zu MZP1 und MZP2 eigens erstellte Fragebögen zu soziodemographischen sowie die Aufstellung betreffende Angaben aus. Diese bestehen u.a. aus Multiple-Choice- sowie offenen Fragen. Zu MZP2 wurde die Zufriedenheit mit der Auf-stellung auf einer 5-stufigen Skala erhoben (0 = sehr unzufrieden bis 4 = sehr zufrieden).
3 | STATISTISCHE ANALYSE Die statistische Auswertung der erhobenen Daten erfolgte mithilfe des Statistikprogramms IBM SPSS Statistics Version 26 für Windows. Da es sich im Vorliegenden um eine unkontrollierte Pilotuntersuchung handelt, wurde die Datenauswertung als Completer-Analyse durchge-führt. Zur Analyse der Daten wurden nichtparametrische Testverfah-ren verwendet. Die zeitliche Veränderung der Variablen wurde mithilfe eines einseitigen Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Tests auf Signifikanz hin überprüft. Da die vorliegende Stichprobe weniger als 25 Proban-den umfasst, wurde hierbei die exakte Testung verwendet (vgl. Harris & Hardin, 2013). Für die vorliegenden nichtparametrischen Testver-fahren wurde als Effektstärke der Korrelationskoeffizient r berechnet (vgl. Cohen, 1988; Field, 2009). Zusätzlich wurden die Individualver-läufe der Probanden über die MZP hinweg betrachtet. Anhand der Cut-Off-Werte wurde u.a. ermittelt, wie viele Probanden eine Reduk-tion der Belastungswerte und somit eine Verbesserung der Sympto-matik verzeichneten. Ergänzend wurde die klinische Signifikanz mit-hilfe der Percentage of Improvement (PI) berechnet (nach Ogles 2013). Als Wert für eine klinisch relevante Veränderung wurde eine Verbesserung um mindestens 50% des Gesamtranges des jeweiligen Belastungsmaßes angesetzt (PI-50 Response; vgl. Hiller et al., 2012). Die Remission wird dabei als Erfüllung des Responder-Status bei gleichzeitiger Unterschreitung des jeweiligen Cut-Off-Wertes definiert. Da die Stichprobe klein war und die Werte des PHQ-9 einige Rangverbindungen aufwiesen (vgl. Field, 2009), wurde der Zusam-menhang der psychischen Belastung und der Depressivität zu den einzelnen MZP mithilfe des Kendalls tau (τ) überprüft. Für den Vergleich von zwei Gruppen bzgl. der Veränderung in den Belastungsmaßen wurde ein exakter Mann-Whitney-U-Test (zweisei-tig) anhand der ermittelten Differenzen zwischen den Messzeitpunk-ten gerechnet (vgl. Bortz & Lienert, 1998; Field, 2009). Um zu überprüfen, ob sich die Veränderung in den Belastungsma-ßen in Abhängigkeit des Alters unterscheidet, wurden Alterskatego-rien mit einer annähernd gleich großen Gruppenstärke erstellt: 21–42 Jahre (n = 8); 43–52 Jahre (n = 8); 54–77 Jahre (n = 6). Für den Ver-gleich dieser Alterskategorien wurde ein Kruskal-Wallis-Test (zweisei-tig; exakte Signifikanz) mit den ermittelten Differenzen der Messzeit-punkte verwendet (vgl. Bortz & Lienert, 1998; Field, 2009). Aufgrund der Covid-19-Pandemie fanden 12 Aufstellungen von 17 gültigen Fällen per Videokonferenz statt, die restlichen als Präsenz-sitzung in den Praxisräumen von Dr. Langlotz in München (n = 5). In diesem Zusammenhang wurde überprüft, ob die Veränderungen in den Belastungsmaßen durch die Art des Aufstellungssettings beein-flusst wurden. Um die Gruppen mit Videokonferenz und Präsenzsit-zung hinsichtlich der Veränderung in den Belastungsmaßen zu ver-gleichen, wurde ein exakter Mann-Whitney-U-Test (zweiseitig) an-hand der ermittelten Differenzen zwischen den Messzeitpunkten ge-rechnet (vgl. Bortz & Lienert, 1998; Field, 2009). 4 | ERGEBNISSE Das CONSORT-Flow-Diagramm zeigt auf, wie viele Studienteil-nehmende zu welchem Zeitpunkt und aus welchem Grund nicht in die Completer-Analyse aufgenommen wurden (vgl. Abbildung 1). Abbildung 1: CONSORT-Flow-Diagramm der Studienteilnehmenden.
Soziodemographische und aufstellungsbezogene Merkmale Die Stichprobe umfasste 17 weibliche und fünf männliche Teilneh-menden zwischen 21 bis 77 Jahren (M = 48.23 Jahre; SD = 12.63). 91% der Probanden kamen aus deutschsprachigen Ländern. Der höchste Schulabschluss war bei 77% der Probanden das (Fach-)Abi-tur, bei 50% war ein Hochschulabschluss die höchste Berufsausbil-dung. Die meisten der Teilnehmenden waren zum MZP1 ledig (32%). In der Vergangenheit haben bereits alle Probanden ein anderes Hilfs-angebot als eine systemische Aufstellung in Anspruch genommen. Die meisten davon waren in einer psychotherapeutischen Behandlung (86% der Fälle). Zu MZP1 gaben 59% der Gesamtstichprobe an, auch aktuell weitere Hilfsangebote neben der Systemaufstellung in An-spruch zu nehmen. Von 12 gültigen Fällen befanden sich die meisten in einer psychotherapeutischen Behandlung (67% der Fälle). 23% der Probanden zogen zudem in der Zeit zwischen MZP1 und MZP2 ein neues Hilfsangebot hinzu, von denen sich auch die meisten in Psy-chotherapie (60% der Fälle) begaben. Hinsichtlich der Krankheiten berichteten 59% der Gesamtstich-probe im Selbstbericht von einer bereits vorliegenden psychischen o-der physischen Diagnose. Von 12 gültigen Fällen gaben 50% eine af-fektive Störung an, 33% (n = 4) eine Posttraumatische Belastungsstö-rung. Zu MZP1 berichteten von 21 gültigen Fällen sechs Klienten mehr als nur eine Störung aufzuweisen. Zwischen MZP1 und MZP2 haben sich die Diagnosen der Klienten nicht verändert. Alle Probanden hatten bereits vor MZP1 und ihrem Aufstellungs-termin bei Dr. Langlotz mindestens an einer Aufstellung teilgenom-men und verfügen somit über Vorerfahrung in systemischen Aufstel-lungen. 59% der Probanden hatten bereits Erfahrungen mit Dr. Lang-lotz Aufstellungen, wobei 32% bereits mehr als eine Aufstellung bei ihm in Anspruch genommen hatten. Zwischen der letzten in Anspruch genommenen Aufstellungssitzung und dem aktuellen Aufstellungster-min lagen im Durchschnitt beinahe mehr als zwei Jahre (N = 20; M = 766 Tage; SD = 467.91; Range = 13–5506). In Bezug auf ihr Auf-stellungsziel gaben 45% der Fälle die Autonomie- und Abgrenzungs-fähigkeit, 36% die Reduktion der aktuellen Belastung sowie 32% fa-miliäre bzw. partnerschaftliche Gründe an. 55% der Gesamtstich-probe nannten dabei multiple Gründe für die Inanspruchnahme einer Aufstellungssitzung bei Dr. Langlotz. Aufgrund der Covid-19-Pande-mie fand die Aufstellungssitzung bei 71% per Videokonferenz statt. Bei den Restlichen wurde die Aufstellung in den Praxisräumen von Dr. Langlotz in München durchgeführt. Hierbei lagen gültige Antworten von 17 Probanden vor. Die Aufstellungen fanden zu 82% im Einzel-setting statt, die restlichen 18% im Gruppensetting. Alle Aufstellungen per Videokonferenz (mit inaktiven weiteren Konferenzteilnehmenden), ebenso wie eine der in-vivo Aufstellungen, waren im Gruppensetting. Der Durschnitt der Stichprobe war zu MZP2 mit ihrer Aufstellung bei Dr. Langlotz zufrieden (M = 3.00; SD = 1.31; Range = 0–4). Deskriptive Statistik Bezüglich der psychischen Belastung und Depressivität zeigt der Vergleich der Strichprobenmittelwerte eine Abnahme der Symptom-schwere über die Zeit (vgl. Abbildung 1). Zu MZP1 lagen die Werte der psychischen Belastung von n = 14 (64%) der Gesamtstichprobe im dysfunktionalen Bereich (T-Wert ≥ 63). Zu MZP2 galten noch 45% (n = 10) als auffällig psy-chisch belastet. Bezüglich der Depressivität berichtete 86% der Stichprobe (n = 19) zu MZP1 eine klinisch relevante Belastung (Gesamtsummen-wert ≥ 5). Hinsichtlich der Schwere der depressiven Symptomatik er-füllten zu MZP1 36% der Stichprobe (n = 8) die Kriterien für eine milde (Summenwert 5-9), 18% (n = 4) die einer moderaten (Summe 10-14) und ebenso viele die einer ausgeprägten sowie 14% (n = 3) die der schwersten Ausprägung (Summe 20-27). Die restlichen 14% der Stichprobe (n = 3) gaben dabei keine depressiven Symptome an. Zu MZP2 wiesen noch 68% (n = 15) Probanden depressive Symptome (Gesamtsummenwert ≥ 5) auf. Hierbei hatten 27% der Gesamtstich-probe (n = 6) milde depressive Symptome, wobei ebenso viele einen moderaten Schweregrad aufwiesen. Weitere 14% (n = 3) erfüllten zu MZP2 die Kriterien für eine ausgeprägte depressive Symptomatik. Zu MZP2 gaben 32% (n = 7) der Gesamtstichprobe an, keine depressi-ven Symptome zu haben. Eine klinisch relevante psychische Belastung (GSI: T-Wert ≥ 63) gaben vor der Systemaufstellung n = 14 (64%) der Teilnehmenden an, zu MZP2 waren noch n = 10 (45%) auffällig psychisch belastet. Der Großteil der Teilnehmenden (n = 17; 77%) wies im Hinblick auf die In-dividualverläufe eine leichte Reduktion der psychischen Belastung über die Zeit hinweg auf. Fünf Teilnehmende (23%) verbesserten sich vom dysfunktionalen in den funktionalen Bereich. Eine Person ver-schlechterte sich vom funktionalen in den dysfunktionalen Bereich (MZP1: T-Wert = 56; MZP2: T-Wert = 74).
Depressivität Abbildung 2: Veränderung der psychischen Belastung und Depressivität vor (MZP1) und nach (MZP2) der Teilnahme an der Systemaufstellung: Mittel-werte und Standardabweichungen. Ebenso wiesen die meisten Teilnehmenden eine Reduktion der De-pressivität über die MZP hinweg auf (n = 14; 64%). Vier Teilnehmende (18%) verbesserten sich vom dysfunktionalen in den funktionalen Be-reich über den Cut-Off Wert hinweg.
Inferenzstatistik Signifikant niedriger als zu MZP1 waren zum MZP2 die psychische Belastung (MdnMZP1 = 0.83; MdnMZP2 = 0.45; z = −3.32, p < .01, N = 44, r = −.50) und die Depressivität (MdnMZP1 = 9.50; MdnMZP2 = 6.00; z = −3.20, p < .01, N = 44, r = −.48). Die psychische Belastung verbes-serte sich bei 18% (n = 4) und die Depressivität bei 27% (n = 6) der Klienten klinisch signifikant, wobei eine Remission 14% (n = 3) bzw. 9% (n = 2) der Klienten erreichten. Auch konnte zu beiden Messzeitpunkten ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und Depressivität beobachtet werden (MZP1: τ = .79, p < .01; MZP2: τ = .67, p < .01). Auf Grundlage der vorliegenden Daten konnte kein signifikanter Geschlechterunterschied in den Differenzen der psychischen Belas-tung und Depressivität festgestellt werden (BSI: U = 32.50, z = −0.78, p > .05; PHQ-9: U = 30.50, z = −0.95, p > .05), ebenso kein Unter-schied zwischen verschiedenen Altersgruppen (21–42; 43–52; 54–77 Jahre; BSI: H(2) = .43, p > .05; PHQ-9: H(2) = .34, p > .05). Die ge-samte Stichprobe hatte bereits in der Vergangenheit systemische Auf-stellungen in Anspruch genommen. Daher kann auf Grundlage der vor-liegenden Daten nicht überprüft werden, ob sich die Veränderung der Belastungsmaße von Probanden mit und ohne Vorerfahrung voneinan-der unterscheiden. Weiterführende Analyse Auf Grundlage der Stichprobendaten konnte kein signifikanter Un-terschied zwischen den beiden Settings (Videokonferenz vs. Präsenz-sitzung) bestätigt werden, weder bezüglich der Veränderung der psy-chischen Belastung (U = 22.50, z = −0.79, p > .05) noch bezüglich der Depressivität (U = 25.00, z = −0.53, p > .05). Es gibt daher keinen Hinweis auf eine Konfundierung hinsichtlich des Aufstellungssettings.
5 | DISKUSSION Die Ergebnisse liefern Hinweise dafür, dass infolge einer Teilnahme an einer Systemaufstellung die psychische Belastung sowie die Depressivität der Klienten abnehmen kann. Die deskriptive und interferenzstatistische Auswertung deutet auf eine Reduktion der psychischen Belastung und Depressivität über die Zeit vor und nach der Systemaufstellung in der Gesamtstichprobe hin. Eine klinisch signifikante Reduktion zeigte sich für die psychische Belastung bei 18% und für die Depressivität für 27% der Teilnehmenden. Männliche und weibliche Klienten profitierten gleichermaßen von der Teilnahme an einer Aufstellung. Auch konnte kurze Zeit vor sowie drei Wochen nach der Aufstellung ein positiver Zusammenhang zwischen der psychischen Belastung und der Depressivität der Klienten beobachtet werden. Die vorliegende Stichprobe scheint sich aus typischen Klienten einer Familienaufstellung zusammenzusetzen. Dabei handelt es sich größtenteils um deutschsprachige Frauen mittleren Alters mit hoher Schul- und Berufsausbildung (vgl. Geils & Edwards, 2018; Goode, 2015; Höppner, 2001; Jafferany et al., 2019; Knierim, 2013; Rieger & Stückemann, 1999). Auch steht in Übereinstimmung mit den bisheri-gen Evaluationsstudien, dass die meisten Klienten einer Aufstellung sowohl in der Vergangenheit als auch zum Zeitpunkt der Aufstellung eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch genommen (vgl. Höppner, 2001; Knierim, 2013; Rieger & Stückemann, 1999) und Vor-erfahrung hinsichtlich Systemaufstellungen haben (vgl. Höppner, 2001; Knierim, 2013; Rieger & Stückemann, 1999). In Bezug auf die vorliegende Untersuchung ist jedoch auffällig, dass die gesamte Stichprobe bereits vor der Studienteilnahme an Systemaufstellungen teilgenommen hatte. Auch hatte mehr als die Hälfte der Klienten be-reits vor der Studie eine Präsenzaufstellung von Dr. Langlotz in An-spruch genommen. Die untersuchten Aufstellungen fanden dahinge-gen meist im Rahmen der neu konzipierten Figurenaufstellung per Vi-deokonferenz statt. Das bedeutet, dass diejenigen mit Vorerfahrun-gen zwar mit dem groben Ablauf vertraut waren, jedoch bzgl. des Set-tings ebenso Novizen darstellten wie die Klienten ohne Vorerfahrung. In der vorliegenden Studie wurde eine nicht-klinische Stichprobe rekrutiert. Die angegebenen Diagnosen psychischer Störungen beziehen sich auf den Selbstbericht der Teilnehmenden und wurde nicht durch eine klinische Diagnostik oder vorliegende Befunde geprüft. Ins-besondere wurden Erkrankungen aus der Gruppe der affektiven Störungen und die Posttraumatische Belastungsstörung genannt. Über ein Drittel der Teilnehmenden gab die Reduktion der aktuellen Belastung als Anliegen für die Systemaufstellung an. Auch die in der Studie erhobene Ausprägung der psychischen Belastung und depressiven Symptomschwere weisen auf eine zum Großteil deutlich belastete Stichprobe hin. So waren vor der Aufstel-lung 64% der Gesamtstichprobe auffällig psychisch belastet und 86% wiesen depressive Symptome auf. Diese Beobachtungen in der vorliegenden Stichprobe stehen jedoch konträr zu denen der Heidelberger Studie, deren Klienten sich zu Beginn der Aufstellung größtenteils im funktionalen Bereich des psychischen Befindens und der psychischen Belastung befanden (vgl. Hunger et al., 2015; Knierim, 2013; Weinhold et al., 2013). Diese Diskrepanz hinsichtlich des Belastungszustandes der Stichprobe kann dabei u.a. auf die strengeren Ein-schlusskriterien der Heidelberger Studie zurückgeführt werden. Dabei wurden Personen mit akuten psychologischen Auffälligkeiten ausgeschlossen (Knierim, 2013), die vorliegende Erhebung repräsentiert dahingegen behandlungssuchende Klienten ohne ein solches Ausschlusskriterium. Eine potenzielle Erklärung für die vorliegende hohe Rate an depressiven Symptomen stellt weiterhin der verwendete Cut-Off-Wert des PHQ-9 dar. Es wurde gezielt ein niedriger Cut-Off-Wert angesetzt, da bereits unterschwellige bzw. leichte depressive Symptome zur Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit führen kö-nen (Busch et al., 2013). Der niedrige Cut-Off-Wert könnte jedoch zu einer leichten Überschätzung der bestehenden Symptomatik geführt haben (vgl. Löwe et al., 2004). Die erhöhte Belastung der vorliegen-den Stichprobe kann darüber hinaus durch die Covid-19-Pandemie und den damit verbundenen Stressoren wie etwa die Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen sowie Quarantänemaßnahmen bedingt worden sein (Gilan et al., 2020). Insgesamt gilt es bei den Überlegun-gen hinsichtlich des Belastungszustandes den geringen Umfang der Stichprobe zu berücksichtigen, welcher zu einer Verzerrung der Merk-malsausprägungen beitragen könnte. Die Annahme, dass die psychische Belastung infolge der Teilnahme an einer SITA abnimmt, wird durch die vorliegenden Daten gestützt, wobei sich ein großer Effekt über einen Zeitraum von drei Wochen nach der Aufstellung ergab. Dieses Ergebnis steht in Übereinstimmung mit den Befunden der RCT-Studie sowie der kumulativen Untersuchung der Gesamtstichprobe der Heidelberger Studie (Knierim, 2013; Weinhold et al., 2013). Hierbei ergaben sich über einen Zeitraum von zwei Wochen kleine bis mittlere Effektstärken. Die Diskrepanz zwischen der Effektgröße dieser Autoren und der vorliegenden Untersuchung lässt sich u.a. dadurch erklären, dass die kleineren Effektstärken der Heidelberger Studie aufgrund des Vergleichs mit einer Wartelisten-Kontrollgruppe zustande gekommen sind (vgl. Comer & Kendall, 2013). Da depressive Erkrankungen zu den belastendsten psychischen Störungen zählen (Busch et al., 2013; Murray et al., 2012), wurde angenommen, dass die psychische Belastung und die Depressivität der Klienten zu MZP1 und zu MZP2 positiv zusammenhängen. Diese Annahme wird durch die vorliegenden Daten gestützt. Aufgrund des pos-tulierten Zusammenhangs der psychischen Belastung und der Depressivität sowie der positiven Befundlage hinsichtlich der Systemauf-stellungen auf die psychische Belastung wurde vermutet, dass die SITA als exemplarisches Aufstellungsangebot ebenso einen positiven Effekt auf depressive Symptome hat. Diese Annahme wird durch die vorliegenden Daten der Teilnehmenden gestützt, wobei sich mittlere Effekte ergaben. Da in diesem Zusammenhang keine bestehende Be-fundlage existiert, gibt dieses Ergebnis erste Hinweise auf die positi-ven Effekte eines Aufstellungsangebots auf depressive Symptome von falleinbringenden Klienten. Zudem ergaben die Daten, dass sich in Folge der SITA die Depressivität bei einem Teil der Klienten verbessert hat, sich jedoch nur wenige erholt haben. Diese geringe Remissionsrate lässt sich jedoch auf den für die vorliegende Untersuchung niedrig gewählten Cut-Off-Wert (Gesamtsummenwert ≥ 5) des PHQ-9 zurückführen (Kroenke et al., 2001; Löwe et al., 2002). Im Rahmen der bisherigen Forschung zu Systemaufstellungen wurden potenzielle Einflussvariablen, wie etwa die Vorerfahrung mit Systemaufstellungen, kaum untersucht. Die Ergebnisse von Knierim (2013) deuten jedoch darauf hin, dass Klienten mit Vorerfahrungen in Systemaufstellungen mehr von einer Aufstellung profitieren als Novi-zen. Auf Grundlage der vorliegenden Daten konnte diese These nicht überprüft werden, da die gesamte Stichprobe bereits über Vorerfah-rungen verfügte. Ebenso in der bisherigen empirischen Forschung unberücksichtigt sind Geschlechter- sowie Alterseffekte. Die vorliegende Untersuchung ergab diesbezüglich keinen Unterschied in der Veränderung der psychischen Belastung und der Depressivität von Teilnehmenden der SITA.
Limitationen Die Gesamtheit dieser Ergebnisse muss vor dem Hintergrund ver-schiedener Einschränkungen betrachtet werden. Dabei ist die Reprä-sentativität der vorliegenden Stichprobe durch mehrere Faktoren ein-geschränkt. So handelt es sich um eine nicht-probabilistische Stich-probe, welche freiwillig und nach eigener Interessensbekundung an der Studie teilgenommen hat. Vergleichsweise stark belastete Klienten könnten sich möglicherweise gegen eine Teilnahme an einer SITA sowie an der Untersuchung entschieden haben, um eine weitere Belastung zu vermeiden. Zudem stellt die SITA ein Angebot außerhalb des kassenärztlichen Systems dar. Demnach handelt es sich bei den Klienten um Personen, die diese selbst finanzieren können. Jedoch stimmt die vorliegende Stichprobe hinsichtlich soziodemographischer Charakteristika weitestgehend mit denen der bestehenden Evaluationsstudien bzgl. Systemaufstellungen überein. Daraus kann abgeleitet werden, dass die Stichprobe repräsentativ für die Klienten eines Aufstellungsangebots ist und die vorliegenden Befunde auf diese se-lektive Personengruppe generalisiert werden können. Weiterhin könnte der geringe Umfang der vorliegenden Stichprobe zur Ein-schränkung der Ergebnisinterpretation sowie –generalisierung beige-tragen haben, was jedoch bei der Auswahl der statistischen Analyse-methoden berücksichtigt wurde. Jedoch wurde die bereits kleine Fall-zahl an Klienten durch Subgruppenbildung weiter reduziert. Dies kann dazu geführt haben, dass bestehende Unterschiede zwischen Män-nern und Frauen in den gewählten Alterskategorien nicht das Signifi-kanzniveau erreicht haben (vgl. Döring & Bortz, 2016). Hinsichtlich der Subgruppen von weiblichen (n = 17) und männlichen Teilnehmenden (n = 5) kann die ungleiche Gruppengröße ebenso wie die geringe Fall-zahl dazu beigetragen haben, dass ein bestehender Unterschied nicht aufgedeckt worden ist (vgl. Döring & Bortz, 2016). Diese Einschränkungen gilt es ebenso in Bezug auf den untersuchten Unterschied zwischen Klienten mit einer SITA per Videokonferenz (n = 12) und in Präsenzsitzung (n = 5) zu beachten. Hinsichtlich der Datenerfassung muss berücksichtigt werden, dass es sich bei den verwendeten Mess-instrumenten lediglich um Selbstauskunftsfragebögen handelte. Bei der Interpretation der vorliegenden Befunde gilt jedoch vor allem Folgendes zu beachten: Aufgrund der vorliegenden Prä-Post-Analyse können keine Aussagen über die Wirksamkeit, geschweige denn über die Stabilität der Aufstellungsmethode von Dr. Langlotz getätigt werden. Der Einfluss von potenziellen Störvariablen kann durch dieses Studiendesign nicht ausreichend kontrolliert werden. So können etwa durch das Fehlen einer entsprechenden Kontrollgruppe Zeit-einflüsse, wie die Fluktuation der psychischen Belastung und Depressivität oder Regressionseffekte, fälschlicherweise als kausale Interventionseffekte interpretiert werden (vgl. Döring & Bortz, 2016). Ebenso kann die Inanspruchnahme weiterer Hilfsangebote oder die Vorerfahrung in Systemaufstellungen die Ergebnisse beeinflussen. Auch kann aus den vorliegenden Daten nicht abgeleitet werden, welches spezifische Vorgehen von Dr. Langlotz im Rahmen seiner Aufstellungsmethode zu den vorliegenden Ergebnissen beigetragen hat. Es können folglich keine spezifischen Wirkfaktoren identifiziert wer-den.
6 | FAZIT Die Ergebnisse weisen auf potenziell positive Effekte der Systemaufstellungen auf die psychische Gesundheit von Klienten hin. Diesbezüglich sind weitere Studien, vor allem die Untersuchung der längerfristigen Wirksamkeit der Systemaufstellungen, von großer Bedeutung. Ebenso sollte untersucht werden, ob auch Repräsentanten und inaktive Beobachter von einer Systemaufstellung profitieren und wie sehr sich diese im Ausmaß ihrer Veränderung von den falleinbringenden Klienten unterscheiden (vgl. Berg & Roevans, 2007; Hunger et al., 2014; Hunger & Koch, 2014a; Weinhold et al., 2013). Auch gilt es zu beachten, welche spezifischen Personen Systemaufstellungen in Anspruch nehmen und welche im Sinne der differentiellen Indikation davon profitieren. Auf Grundlage solcher Informationen kann das Angebot der Systemaufstellungen auf die Bedürfnisse ebendieser Personen angepasst werden. So nehmen scheinbar doch mehr belastete Personen an einer Systemaufstellung teil, als aufgrund der bestehenden Befundlage zu erwarten ist. Daher gilt es die Methode der Aufstellungsarbeit ebenso im klinischen Setting zu erproben. Die Evaluation der Systemaufstellungen ist auch dahingehend relevant, da diese Intervention in Deutschland recht verbreitet ist (DGSF, 2003, February). Potenzielle sowie bestehende Klienten müssen daher fundierte Informationen über die Effekte der Systemaufstellungen erhalten (Weinhold & Bornhäuser, 2014). Insgesamt bietet sich die zukünftige Evaluation der Systemaufstellungen an, da es sich hierbei auf Grund der kurzen und einmaligen Teilnahme um eine recht ökonomische Intervention handelt. Bis dahin kann die Systemaufstellung als potenziell vielversprechende systemische Kurzzeit-Methode im Rahmen eines nicht-klinischen Kontextes betrachtet werden. ______________________________________________________________ DANKSAGUNG Wir möchten allen Teilnehmenden danken, die diese Forschung unterstützt haben. ETHISCHE RICHTLINIEN Alle Studienteilnehmenden gaben vor Beginn des Onlinefragebogens eine Ein-verständniserklärung ab. Für das Forschungsvorhaben lag ein positives Votum der Ethikkommission der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt vor. ______________________________________________________________
7 | LITERATURVERZEICHNIS Ameln, F. von, & Kramer, J. (2016). Systemaufstellungen: Formen der Aufstellungsarbeit. In F. von Ameln & J. Kramer (Eds.), Organisati-onen in Bewegung bringen: Handlungsorientierte Methoden für die Personal-, Team- und Organisationsentwicklung (2nd ed., pp. 271–304). Springer. Berg, P. van den, & Roevans, J. (2007). Short term effects of systemic sets in organisations. The Knowing Field. International Constellati-ons Journal, 10, 31–36. Borek, L. (2011). Der Einfluss von Systemischen Strukturaufstellungen auf Kohäsion, Kooperation, Koordination und Kommunikation in Teams: Eine Längsschnittstudie. Gruppendyn Organisationsberat, 42(2), 173–185. https://doi.org/10.1007/s11612-011-0145-8 Bortz, J., & Lienert, G. A. (1998). Kurzgefaßte Statistik für die klinische Forschung: Ein praktischer Leitfaden für die Analyse kleiner Stich-proben. Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-22078-8 Busch, M. A., Maske, U. 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