Angesichts des aktuellen Leids auf der ganzen Welt könnten manche sich fragen: darf es mir da gut gehen? Darf ich da glücklich sein?
Das Glück der Selbstverbindung Jeden Tag habe ich ein bis zwei Online-Sitzungen mit Menschen, die ich noch nie gesehen habe. Menschen, die zum Teil extrem Schweres erlebt und überlebt haben und noch heute darunter leiden. Mit dem Konzept der Selbst-integrierenden Trauma-Auflösung gelingt es den meisten, nicht selten bereits in den 2 Stunden der ersten Sitzung, ihr Trauma zu symbolisieren, und ihre gespeicherten Anpassungs-Strategien von damals zu „rekonstruieren“. Ein Gemisch widersprüchlicher Einstellungen: Selbstverleugnung und Selbst-Überforderung, grandiose Selbstüberschätzung und erbarmungslose Selbstverurteilung führten bisher zu innerem Stress und Erschöpfung. Sie erkennen: Heute noch bestimmen diese Strategien ihr Erleben und Verhalten, ja sogar die Wahl eines Partners – ohne dass sie selber das verändern können. Wenn sie sich bewusst werden, dass nur durch diese Strategien ihr Überleben damals als Kind möglich war, dann können sie sich heute mit Respekt von diesen Strategien verabschieden, für immer! – ohne sich selber dafür abwerten zu müssen. Dadurch wird ein „innerer Raum“ frei, in dem sie die Verbindung mit ihrem unverlierbarem „gesunden“ Wesenskern, ihrem „wahren Selbst“ erleben können. Die meisten haben das Glück dieser Verbindung schon einmal spontan erlebt: in der Natur, im Ausland, bei einer schöpferischen Tätigkeit (Kunst, Tanz o.ä.). Das Glück der Selbst-Verbindung ist körperlich spürbar: Innere Ruhe und Frieden, Wärme, Freude bis zum Übermut, innere Würde und Kraft, und eine tiefe Zufriedenheit. Bemerkenswert: gerade die Menschen, die sich schwach und erschöpft fühlen, weil sie so Schweres glaubten ertragen zu müssen, erleben eine Überraschung. Ihre Kraft, die solange gebunden war im Tragen des Unerträglichen, wird durch den Klärungsprozess endlich frei. Diese Erfahrung, anderen bei ihrer Transformation von Leid in Glück begleiten zu können, macht auch mich glücklich.
BRAUCHT ES MUT, UM GLÜCKLICH ZU SEIN? Wir erleben täglich im Aufstellungsprozess mit traumatisierten Klienten, dass es sich für sie VERBOTEN UND WIE VERRAT anfühlt, selber glücklich zu sein, wenn es einer geliebten Person, oder dem traumatisierten Familienkollektiv schlecht ging, vielleicht über Generationen! Zwei Beispiele sollen das verdeutlichen. Ein 16-jähriger Junge, dessen Vater sich von der Mutter getrennt hatte, da sie so depressiv war und unter Kopfschmerzen litt, bekam selber Kopfschmerzen. Er sagte zu seinem Vater: „das ist doch gut für die Mama, wenn sie jetzt mit ihren Kopfschmerze nicht mehr so alleine ist!“ Eine junge Frau, deren geliebte Grossmutter auf der Flucht sexuelle Gewalt erlebt hatte, hat selber eine Missbrauchserfahrung. Dadurch fühlt sie sich dieser Grossmutter noch mehr verbunden als zuvor. Nüchtern betrachtet, scheint da die illusion zu wirken, dass Zugehörigkeit zu einer traumatisierten Person nur möglich ist – oder verstärkt wird - durch LEID: durch Übernehmen fremden Leids, durch Teilen des Leids oder indem man eigenes Leid "kreiert", aus "Loyalität" mit den belasteten Famlienmitgliedern. Dieses bizarre Phänomen kann man bezeichnen als TRAUMABINDUNG. Systemisch betrachtet könnte man diese Traumabindung vverstehen als KOMPENSATIONSVERSUCH: wenn eine Beziehung durch gegenseitige absichtslose, - „wahre“ - Liebe nicht möglich ist. Denn, wie die Beispiele zeigen, diese Traumabindung wird von den Betroffenen irrtümlich für LIEBE gehalten. Welch schreckliche Verwirrung! Diese „Liebe“ ist keine Liebe! Denn sie hält die Betroffenen fest, im Leid. Ganz anders die absichtslose, "wahre" Liebe: Sie lässt den Anderen frei, seinen eigenen Weg zu gehen. die Erfahrung einer solchen absichtslosen Liebe ist beglückend, und öffnet das Herz für die eigene absichtslose Liebe, sodass eine starke gegenseitige Anziehung entstehen kann. Diese gegenseitige Anziehung durch absichtslose Liebe schafft auch eine "Bindung"! Aber wie verschieden ist sie von der Bindung durch Trauma! Wie verwirrt ist unser - traumatisiertes! - Kollektiv, wenn wir die Begriffe "Bindung" und "Liebe" für so entgegengesetzte Phänomene verwenden! Diese Verwirrung ist ein Aspekt des verbreiteten Symbiosemusters Da wird fehlende gesunde Abgrenzung als „Liebe“ missverstanden. Andrerseits wie heilsam und klärend („entwirrend“) ist es, wenn wir lernen, da genauer zu unterscheiden! Auch wenn sich das für unser (verwirrtes) Gefühl VERBOTEN anfühlt! Daher stimmt der Satz: ES BRAUCHT MUT, GLÜCKLICH ZU SEIN, AUCH WENN DAS KOLLEKTIV VERWIRRT IST! Gerade in diesen unruhigen Zeiten kann uns diese Einsicht Kraft und Klarheit geben, um den Alltag besser zu bewältigen. Diese Überlegungen wollte ich heute mit euch teilen. Was denkt ihr dazu? Ich freue mich über eure Beiträge zu diesem Thema auf unserem Forum.
Lieber Ero Es braucht Mut angesichts des vielen Leids in der Welt, vor allem für die Kinder. Immer wieder könnte mich die Traurigkeit überrollen. Doch damit wäre niemandem geholfen. Und - das Glück der Welt fängt m.E. mit der Selbstfürsorge an. Nur dann kann auch Mitgefühl anstelle von Mitleid sich entwickeln. Ich bin sehr sicher, nur wer sich selbst allmählich aus dem Leid heraus befreit, ist dazu in der Lage. Sonst bleibt es bei der unglückseligen Verstrickung mit den eigenen früher erlebten Traumatisierungen oder mit denen anderer. Ich danke Dir sehr für Deine Worte, die mir dies wieder deutlich vor Augen geführt haben. Brigitte
… wenn ich erkenne, wie verwirrt das Kollektiv ist, kann ich es als Aufgabe betrachten, glücklich zu sein, anderen die Erinnerung zu sein, um die Geschichte der Menschheit als Teil der Natur zu beleben und lebendig zu halten ! Das mag wie eine Illusion klingen, wie nicht machbar, doch was hindert mich, die Herausforderung anzunehmen, mich zu stellen, dankbar die Fülle des Lebens zu erkennen und nichts auszuschließen, was mir nicht behagt, um die Kraft darin zu erkennen, und ganz besonders dem Vorbild der Naturgesetze zu folgen: es geht um Ausgleich, Gleichgewicht , Harmonisierung … Balance … Ich denke, das ist es , was ich lernen darf, auch wenn es ums glücklich sein geht, dass eine Balance hergestellt wird . Das erscheint mir die Grundlage! Ich bin nicht geübt darin, mich mit gewählten Worten auszudrücken… vielleicht ist dennoch verständlich, was mir zu teilen am Herzen liegt ! Die Hoffnung stirbt zuletzt und nach Viktor Frankl habe ich die Freiheit, mich für mein Glück zu entscheiden! Ich danke von Herzen Ero und Philip für diesen Gedankenanstoss und wünsche allen eine schöne Silvesternacht!
Das Thema beschäftigt mich auch schon lange und inzwischen habe ich es mit zahlreichen SSI-Aufstellungen zu verschiedenen Themen geschafft mich glücklich und gesund zu fühlen. Meine Eltern sind das, was Ero schon mal „toxisch“ nannte. Inzwischen, nach zwei unschönen Jahren (ich erspare hier die Details), bin ich fähig zwei schwer traumatisierte Narzissten (89 und 94 Jahre) zu sehen und bin froh, das nun, mit 66 Jahren endlich gelassen und gut abgegrenzt wahrnehmen zu können. Der Neid meiner Familie, die mich immer wieder ausgrenzte, weil ich es wagte, auf allen Ebenen nach Glück zu streben, darf inzwischen ihr Problem bleiben und ich muss sie auch schon lange nicht mehr „retten“. Die Systemische SELBST Integration ist ein im wahrsten Sinne zauberhaftes Werkzeug, um zu dem zu werden, was du wirklich bist! So ist es mir inzwischen auch möglich auf unsere innergesellschaftlichen Spannungen sehr sachlich, gelassen und konstruktiv zu reagieren, was ich allen wünsche.
Lieber Ero, alles erdenklich Gute wünsche ich dir für das neue Jahr 2025.
ES BRAUCHT MUT, GLÜCKLICH ZU SEIN, AUCH WENN DAS KOLLEKTIV VERWIRRT IST!
Ja, lieber Ero, das "scheint" wohl so zu sein. Die Verwirrungen des "Kollektivs" sind spürbar und lauern überall - im Großen wie im Kleinen. Ich verfolge deine Arbeit und deinen Einsatz für einen kollektiven Frieden, wo immer es mir möglich ist. Dein Konzept der SELBST-integrierenden Trauma-Auflösung hat mich zutiefst überzeugt. Ich bin infiziert! Die Kraft, die durch die Verbindung mit meinem SELBST freigesetzt wurde, hat nachhaltige, tiefgreifende Veränderungen bewirkt, sie ist unbeschreiblich. Diese Erfahrung hat in mir den Wunsch geweckt, andere Menschen auf ihrem Weg zu begleiten - von Leid zu Glück. Momentan lerne ich durch dein Seminar, und es erfüllt mich sehr. "Auch Glück kann ansteckend sein!"
Deine Arbeit hat mir klar gemacht, wie essenziell es ist, zuerst die Verbindung zu sich selbst zu heilen, bevor wir andere auf ihrem Weg unterstützen können. Es ist ein tiergehender und erfüllter Prozess, der weit über individuelles Glück hinausgeht: Er inspiriert zu einem kollektiven Wandel. In einer Welt, in der Verwirrung und Trennung oft vorherrschen, leuchtet dieses Konzept wie ein Licht, das Orientierung gibt und Hoffnung schenkt. Dein unermüdlicher Einsatz, dieses Licht in die Welt zu tragen zeigt mir, wie bedeutsam und mutig es ist, trotz aller Widerstände an das Potenzial des Guten zu glauben. Deine Worte und dein Wirken erinnern mich daran, dass das Streben nach Glück und Heilung kein egoistisches Ziel ist, sondern ein Geschenk an uns selbst und an die Welt. Danke, dass ich von dir lernen darf. Danke, dass du mit deinem Wirken eine Bewegung schaffst, die verbindet und heilt.