Carolin Marks, eine frühere Weiterbildungsteilnehmerin, hat mir als selbst Betroffene Gedanken zum diesem Thema mitgeteilt. Ich setze unseren Gedankenaustausch hier ins Forum: Am 26.04.2013 08:36, schrieb Carolin Marks: Der 1. Heilungsschritt ist das Wiederfinden des verlorenen Teils, der Zwillingsseele von sich selbst. Ich habe es Zeit meines Lebens so empfunden, dass mir etwas fehlt, etwas was niemand ersetzen kann und ich habe wirklich sehr viel auf sehr vielen Ebenen ausprobiert. In dem Moment, wo man den Zwilling sieht, weiß man, genau, das ist es, was einem so schmerzlich gefehlt hat. Wenn man ihn in den Arm nehmen, annehmen darf und es Raum und genügend Zeit gibt, kehrt tiefer Frieden ein. Ich glaube die Hauptlösung ist nicht in 1. Linie die Abgrenzung, sondern die innere Heilung das VERLORENE wieder gefunden zu haben. Wenn dann langsam spürbar ist, man ist nicht EINS, sondern ZWEI, kommt nochmals Freude auf. Jetzt erkennt man ein Geschwister im Zwilling, die langsame Ablösung darf geschehen und wird auch als richtig erkannt. Vielleicht ist es einfach der Zeitfaktor in einer Aufstellung, der einen Unterschied macht.
ANTWORT ERO. liebe carolin, danke für deine beobachtungen und reflexionen. was du schreibst, ist für mich sehr stimmig. anfangs ist man ja auch mit einem lebenden zwilling sehr verbunden, ungetrennt. erst später erfolgt eine ablösung analog der pubertät. also erst das wieder finden was einem fehlte, ohne das man sich unvollständig fühlte. als zweites erkennen: es ist nicht ein teil von mir. ich bleibe vollständig, auch wenn es sich verabschiedet.
ANTWORT CAROLIN. Zur Abgrenzung vom Zwilling hätte ich noch eine Anmerkung für Dich. Ich habe das Gefühl, dass es nicht eines Krafttierschreies bedarf, um sich von einem, bereits im Mutterleib verstorbenen Zwillings abzugrenzen. Hier geht es ja nicht darum, dass einer übergreift und sich der Energie oder des Raumes des anderen bedient. Das Trauma ist ja hier der unbewusste Verlust aus der Einheit. Eine massive Abgrenzung wäre für mich nicht nur "mit Kanonen auf Spatzen schießen", sondern es wäre aus meiner Sicht unangebracht. Ein klares an den Schultern fassen an der Grenze und zurückschieben mit den Worten, das ist mein Raum, er gehört mir, du hast deinen eigenen Raum, und 1-2 weitere Sätze scheinen mir durchaus ausreichend, um die Grenze klar zu machen. Für mich ist in der Zwillingsthematik das Abgrenzungsritual eher geeignet, um den lebenden Zwilling stärker ins Leben zu katapultieren und den verstorbenen ins Licht. Die Grenze zwischen eben physischem Leben und physischem Tod. Der eine ist tot, der andere lebt und es ist gut so wie es ist. Seelisch bleiben Zwillinge über den Tod hinaus verbunden und das ist gut so.
ANTWORT ERO. auch das scheint mir stimmig, ich werde es in zukunft ausprobieren!
Lieber Ero, hier noch meine Rückmeldung nach einer weiteren Zwillingsaufstellung bei Dir: Ich habe immer gespürt, dass ich es nicht schaffe den Zwilling wirklich loszulassen, trotz mehrfacher Aufstellungen. Diesmal waren die wesentlichen Schritte, die es möglich machten folgende: 1. Erst einmal Danke!, dass Du mir schon im Gespräch auf dem „heißen Stuhl“ vermittelt hast, dass Du sehr behutsam und achtsam mit mir nochmals meinen Zwilling anschaust und mir die nötige Zeit und den nötigen Raum und die nötige Würdigung dafür gibst. Da ist schon mal der 1. Widerstand verflogen und das ohnehin vorhanden Vertrauen noch gewachsen. Ich durfte dann in der mir notwendigen Zeit meinen Zwilling in den Arm nehmen, um die Verbundenheit und Liebe zu ihm spüren zu können. Erst in der Umarmung in der für mich notwendigen Zeit, spürte ich, wie es sich innerlich in mir beruhigte, es war wieder wie „ankommen“. Wenngleich ich diesmal sofort spürte dass wir 2 sind, das ist bereits ein Resultat aus den vorherigen Aufstellungen, da spürte ich noch überwiegend „Eins-sein“. (ich war vorher nach wie vor in innerer Aufregung wenn einer die Zwillingsthematik angesprochen hatte oder gar lapidar und mechanisch über die Heilung dieses Themas sprach, oder was es für sonstige Methoden gäbe. Allein die Art und Weise wie darüber bei manchen Leuten gesprochen wird, hat mich innerlich aufs äußerste geschmerzt, so als handele es sich nicht um ein Wesen/Seele, sondern um „etwas“. Das ist für mich einer der wenigen Punkte, wo ich der Kirche Recht geben muss. In meinem Gefühl kommt die Seele bereits in der Zeugung. Und das bedeutet bei eineiigen Zwillingen, die Zwillingsseelen kommen gemeinsam und nicht erst wenn sich die Eizelle teilt. Die Seele ist von Anfang an da (in meiner Wahrnehmung). Besondere Aufregung und Ablehnung hatte ich jeweils verspürt, wenn ich wusste, dass ich mich in der Aufstellung abgrenzen sollte. Da war nicht nur ein großer innerer Widerstand, sondern ich empfand es als tatsächlich als grausam und unmöglich es überhaupt voll umfänglich durchzuführen. Ich gestehe auch eine gewisse Wut, fasst „Haß“ auf Dich als Aufsteller, dass Du mich jeweils aufgefordert hattest es zu tun. Natürlich wusste ich von der Ausbildung und all den eigenen Erfahrungen wie wichtig es war und deshalb tat ich es. Der SUPERGAU war einmal, als ich noch mit dem Krafttier abgrenzen sollte, das ging gar nicht, das hat mich fast in einen Schockzustand versetzt.
Ich hatte Dir ja schon einige Male geschrieben, wie überaus komplex das Abgrenzungsritual von mir auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig empfunden wird. Und wie äußerst sensitiv der Aufsteller damit umgehen muss und spüren muss, wo stehen wir jetzt, was ist möglich, was nicht. Einmal abgrenzen und das jeweilige Thema ist abgehakt, funktioniert selten voll umfänglich, stelle ich auch immer wieder fest, wenn ich für andere in der Aufstellung stehe.
Du erinnerst Dich an mein Feedback einer subjektiv empfundenen Retraumatisierung aufgrund (hier) unterlassener Abgrenzung eines machtvollen, männlichen Vorfahren (evt. Großvater) in der Aufstellung von S. bei einem anderen Aufsteller. Der ließ sich aus meiner Sicht auf das Boot des machtausübenden Großvater ziehen, der sich weigerte, dass S. sich abgrenzen konnte. Der Aufsteller ließ ihn gewähren und führte die Aufstellung weiter ohne, dass S. die Möglichkeit gehabt hätte sich gegen diesen Machtausüber abzugrenzen (sie hatte Höllenangst, war betäubt, in einem Turm gefangen; die Großmutter war in „Watte gehüllt“ und war völlig desorientiert) (Ich kann gar nicht deutlich genug sagen wie komplex das Abgrenzungsritual ist und wie differentziert ein Aufsteller damit umgehen muss, wenn es heilend wirken soll. Wird es unsachgemäß oder gar schlampig durchgeführt, kann es ungewollte Auswirkungen auf den Klienten haben, die mehr kaputt machen können, als heilen. Ich plädiere dafür, dass jeder der nach Deiner Methodik arbeitet sich einer Supervision mind. 1x im Jahr unterzieht. Auch sollte geprüft werden, ob diese Aufsteller noch eigene Themen (blinde Flecken) haben, die es zu beheben gilt. )
2. Der 2. wichtige Schlüssel: Deine Erklärungen, dass der Zwilling mich begleitet hat, weil es so für mich leichter war. Das ist überhaupt das Erlösendste gewesen, was ich bisher gehört habe. Endlich gab es so etwas wie einen Sinn oder eine Erklärung. Es war für mich NIE möglich loszulassen, mich 100% fürs Leben zu entscheiden, weil in meiner Geburt 50% Tod und NUR 50% Leben steckte. Aber aus LIEBE (denn was soll es sonst sein) von meinem Zwilling ein Stück des Weges begleitet zu werden und mich dann ans Leben zu übergeben…, jetzt bekommt das Ganze eine Wendung. Es ist wie die Begleitung zum Zug, in den man allein einsteigt, aber wie schön ist es aus LIEBE zum Zug überhaupt begleitet zu werden. Das ist die entscheidende WENDUNG zumindest in meiner Zwillingsheilung gewesen. Schon als Du es zu mir sagtest, dass mich mein Zwilling begleitet hat … „flog“ der Zwilling schon weg, oder es „zog“ mich stärker ins Leben. Das war unglaublich. Da hatten wir noch gar nicht abgegrenzt. Die totale KLARHEIT und VERSTEHEN hielten bei mir Einzug. Der vorher immer noch gespürte SCHMERZ transformierte sich in LIEBE und (Ab)LÖSUNG. Ich war so klar auf der Seite des LEBENS und der Zwilling so klar auf der Seite der GEISTIGEN WELT, dass ich fast überwältigt war bei gleichzeitigem Hüpfen meines Herzens und der Freude auf mein Leben. GIGANTISCH!
Der Schlüssel ist gefunden und damit das Tor in einen neuen, wunderbaren Raum für mich geöffnet.
((Exkurs: In der Zusammenarbeit mit Dir habe ich öfters das Gefühl von magischen Momenten, ich weiß nicht ob Du es bewusst auch so erlebst, aber Du bist in meiner Wahrnehmung Teil dieser schamanisch, magischen Momente, die ich erlebe. In solchen Momenten sind mehrere Wahrnehmungsräume geöffnet, (die ich bewusst erlebe) in denen sich verschiedenen Raum-Zeit-Achsen kreuzen (ich weiß nicht wie ich es anders beschreiben soll) es findet eine Transformation auf diesen verschiedenen „Ebenen“ gleichzeitig statt. GIGANTISCH! Ich weiß, dass Du es weißt, aber ich weiß nicht ob Du es bewusst wahrnimmst und somit bewusst weißt))
Fortsetzung zum Schlüssel: Das ANNEHMEN (das Spüren der „Ein“heit in der Umarmung) ist aus meiner Sicht in der Zwillingsaufstellung für die Heilung essentiell. Ich habe fast den Eindruck, dass die teilweise doch recht kurzen Umarmungen wenn Leute erstmals den Zwilling sehen, noch nicht zu einem tiefen Verständnis des ursprünglichen Eins-Sein führt. Ich glaube nicht, dass ich so speziell bin und nur ich die Zeit brauche. Das ANNEHMEN was ist/war ist der 1. Schritt und den muss man erst einmal 100% spüren, auf allen Ebenen seines SEINS. Evt. ist ja auch der Schmerz so groß, dass man sich da in einer 1. Aufstellung gar nicht wirklich darauf einlassen kann. Mittlerweile hat sich meine Sichtweise zu der Wirkweise von Aufstellungen (damit meine ich derzeit nur Deine, da ich keine anderen mache) etwas geändert. Es ist nicht so, dass man meinen könnte ich stelle ein Thema 1x auf und wenn es in der Aufstellung gelöst wurde, ist das Thema erledigt. Kann sein, aber bei sehr traumatischen Themen, bedarf es glaube ich der stückweisen Herangehensweise. Ich empfinde meine „Kreissaal-Aufstellung“ und die letzte „Zwillingsaufstellung“ als tiefe Traumaheilung. Meine Traumata sind geheilt.
Ich habe alles was es für ein glückliches und erfolgreiches Leben braucht, was ich jetzt daraus mache liegt in meiner Verantwortung.