PSYCHOSE NACH SYSTEMISCHE SELBST-INTEGRATION? Ero Langlotz Rundschreiben an Therapeuten der „Liste“
Die Methoden "systemisches Autonomie-Training" und "systemische Selbst-Integration" haben einen (vorläufigen) Abschluss gefunden. Durch das gerade veröffentlichte Buch (Symbiose in Systemaufstellungen. Mehr Autonomie durch Selbst-Integration, Springer) wird sich die Methode verbreiten. Die Methode ist sehr wirksam, aber daher auch nicht ungefährlich, speziell für Menschen mit "psychiatrischen Diagnosen". Kürzlich ist ein Klient der "nur" als Stellvertreter für einen Vater in einer Aufstellung dabei war, akut psychotisch geworden. Er hatte früher bereits psychotische Phasen, hat dem Leiter aber nicht davon berichtet. Ich versuche die Zusammenhänge zu klären. In meinem letzten Newsletter (an 1600 Abonnenten) habe ich nach weiteren derartigen Ereignissen gefragt, bisher ohne Ergebnis. Es handelt sich offenbar um ein bisher einmaliges Ereignis. Um Klienten nicht zu gefährden, aber auch um euch selber und die Methode nicht zu belasten, empfehle ich euch, egal ob ihr als Berater oder Therapeuten arbeitet, eure Klienten zu fragen, ob sie eine psychotische Episode hatten. Dann könnt ihr besser entscheiden, ob ihr euch da eine Behandlung zutraut - oder nicht. Wenn ihr viel Erfahrung habt und auch mit gefährdeten Klienten arbeitet, empfehle ich euch zusätzlich, mit einem Psychiater zusammen zu arbeiten, der euch und eure Arbeit kennt und im Falle einer Krise eurem Klienten helfen kann.
Auf diesen Rundbrief bekam ich eine Rückmeldung von Heike Frank, die ich mit Erlaubnis der Therapeutin hier wiedergebe: Zu der Gefahr bzgl. Psychose: Ich achte auf zwei Ebenen darauf, dass dies in oder nach Aufstellungen hoffentlich nicht passiert. 1. Ich will in Gruppen schon wissen, welche Vorerfahrungen Teilnehmer haben,sowohl mit Aufstellungen als auch mit Therapie. Dann weiß ich ein bisschen, was sie bearbeitet haben, welche Themenbereiche ihnen bewusst sind und ob sie reflektiert und introspektionsfähig sind. Dies finde ich wichtig, um einschätzen zu können, ob sie auch selbst etwas auf sich aufpassen können, falls eine Wahrnehmung zu viel werden sollte innerhalb einer Aufstellung. Und ganz egal, was mir jemand erzählt, achte ich auf mein eigenes Gefühl, lasse Stellvertretern mal mehr, mal ganz wenig Raum, wenn ich den Eindruck bekomme, sie "verlieren" sich als Stellvertreter. Ich leite!
2. Kann jemand nicht mehr zwischen sich selbst und dem unterscheiden, den er im Aufstellungsfeld zu vertreten versucht, muss er rausgeholt werden, ob er oder sie das will oder nicht. Manchmal reicht es, zu sagen " du, ich hab das Gefühl, du brauchst bei dieser Thematik auch etwas Schutz und es könnte besser sein, wenn jemand anderes deinen Platz übernimmt". Damit mische ich mich zwar ein, entlaste den Teilnehmer aber meistens. Ich thematisiere meine Wahrnehmung oft erst nach der Aufstellung ausführlich, sofern es überhaupt notwendig ist. Wer aus einer Rolle rausgeht oder rausgenommen wird, muss in einem Ritual wieder in seiner eigenen Identität landen. Manchmal spürt man durch die weiteren Worte eines Teilnehmers, dass er immer noch in seiner Stellvertreterrolle klebt. Da muss er raus, ob durch Springen, Abstreichen mit den Händen uvm. ....... bis zum Kopf kurz unter Wasser :-), wenn verbal nichts mehr geht. Du kannst alles gerne ins Forum stellen. Heike Frank Praxis für Gestalttherapie und Coaching info@heike-frank-gestalttherapie.de www.heike-frank-gestalttherapie.de