Peter, ein Aufstellerkollege, möchte gerne in einer Aufstellung prüfen, ob er von dem „Glaubenssatz“ Erbsünde betroffen ist. Er selbst hat Philosophie studiert, ist aus der Kirche ausgetreten und steht den asiatischen Weisheitslehren nahe.
AUFSTELLUNG Er stellt die Repräsentanten (Stühle) für „Glaubenssatz Erbsünde“ und „die Ursache dieses Glaubenssatzes“ nahe nebeneinander in die Mitte des Raums. Er selber steht näher bei dem Glaubenssatz als bei seinem „Erwachsenen Selbst“, das sich „vollständig fühlt auch ohne Glaubenssatz Erbsünde“.
Der Leiter legt – wie üblich – einen Schal zwischen ihn und die Erbsünde um deutlich zu machen, dass „theoretisch“ die Erbsünde nicht zu seiner Identität gehört. Das fühlt sich für ihn erleichternd, aber auch etwas ungewohnt an. Im „Raum“ von Erbsünde und der „Ursache der Erbsünde“ fühlt er sich merkwürdigerweise zuhause. Ihm kommen Erinnerungen an eine Grossmutter, die Vertreibung und Flucht erlebt hatte und sehr christlich orientiert war.
Er „folgt seinem Verstand“ und wechselt in seinen eigenen Raum, mit den „klärenden Sätzen“. Nun testet der Leiter, ob Peter Glaubenssatz und „Kirche“ als Introjekte in seinem eigenen Raum kennt. Und – zu seiner eigenen Überraschung – fühlt sich auch das zwar schwer und bedrückend, aber sehr vertraut an. Mit den entsprechenden Sätzen kann er auch diese beiden „Trojaner“ aus seinem Raum entfernen und spüren, wie sich diese Befreiung anfühlt. Nun kann er sich mit seinem „ungetauften“ Erwachsenen Selbst verbinden, das von Geburt an unschuldig ist („Erb-Würde“) und daher keiner Taufe bedarf. Nach Abgrenzung und Gegenabgrenzung achtet er, dass Erbsünde und Kirche vielleicht für das Überleben seiner Vorfahren eine Bedeutung hatten, aber nicht mehr für ihn. Er dreht sich um und geht 7 Schritte ins Hier und Jetzt, lässt dabei Erbsünde und Kirche hinter sich.
RÜCKMELDUNG PETER Grundlegend hatte mich sehr verwundert, wie sehr ich dann doch auf die Kirche reagiere und wie sehr mich das nervt. Das war insbesondere beim Trojanertest spürbar und ich hatte den Eindruck, dass mein Selbst wütend auf mich sein könnte oder mich ablehnt. Eine Interessante Empfindung, denn die Erbsünde und Ihr "Verein" würde ja genau für so eine Abwertung meines Selbst stehen. Es war dann für mich eine große Erleichterung, dass mein Selbst nur auf mich gewartet hat und ich die Störfeuer nur aus meinem Raum beseitigen musste. Beim Kindlichen Selbst war mir bewusst, dass es ein "Kind der Erde" ist, nachdem ich das Erwachsene Selbst wieder zu mir geholt hatte, bedurfte es aber keiner Anstrengung mehr um das Kindliche Selbst bei der Natur geschützt zu wissen. Das waren zwar subtile, aber dennoch kraftvolle Eindrücke, von denen ich das Gefühl habe, dass sie mich wieder ein Stückchen freier und klarer gemacht haben.
Danach ist mir etwas besonders aufgefallen: Ich hatte meine Großmutter in Franken besucht und wir waren bei meinem Großvater auf dem Friedhof. Ich hatte die Kirchen in Franken ja in meiner Kindheit immer als was sehr Schweres und Trauriges erlebt. Bei dem Friedhof ging es mir immer ähnlich. Beim letzten Besuch war das aber weg. Mir kam immer noch alles Schwer und Düster vor, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass es was mit mir zu tun hatte oder das es "meine Stimmung" ist.
KOMMENTAR Diese Aufstellung zeigt, dass der „Mega-Glaubenssatz Erbsünde“ auch dann unbewusst wirken kann, wenn der Betreffende sich schon lange bewusst von der Kirche und deren Botschaft gelöst hat. Das würde die These unterstützen, dass fast Zweitausend Jahre lange Indoktrination zu einer unbewussten kollektiven Konditionierung geführt haben, die möglicherweise mit zu dem Phänomen des Autoritätsgehorsam beigetragen hat.