In der therapeutischen Arbeit mit der SSI können wir Problem-Bewältigungs-Strategien beobachten, die fatalerweise das Problem nicht bewältigen, sondern sogar noch vergrössern können, und die man daher als illusionär bezeichnen kann.
TRAUMA Für den Menschen, der ein Trauma erlebt hat, ist dies Trauma noch präsent, so als sei es hier und jetzt noch wirksam. Auch wenn es schon zwanzig Jahre zurückliegt.
Das kann man mit Hilfe der systemischen Selbst-Integration wie folgt überprüfen. Mann lässt den Klienten zunächst sich selber spüren. Dann wird das Trauma - repräsentiert durch einen Hocker – in etwa 4 m Entfernung aufgestellt. Auf die Frage an den Klienten: „kannst du dich jetzt noch genauso spüren – oder nicht? wird ihm bewusst, dass er mit seiner Aufmerksamkeit mehr bei dem Trauma ist als bei sich. Es fehlt offensichtlich eine innere „Grenze“ gegenüber dem Trauma, und man könnte glauben, dass das Trauma den Klienten nicht „loslässt“. Wird jetzt ein Paravent, ein Sichtschutz zwischen Klient und Trauma gestellt – als Symbol für eine Grenze – dann ist in vielen Fällen der Klient nicht erleichtert und entspannt – wie man glauben könnte! - sondern im Gegenteil noch mehr beunruhigt. Vielleicht fühlt er sich sicherer, wenn er das Trauma „kontrolliert“, indem er es immer „im Blick“ hat – so als könne er dadurch verhindern, dass es sich wiederholt? Zumindest dass er dann besser vorbereitet wäre? Die Betroffenen können dies Gefühl bestätigen, und sie können dabei erkennen, dass auf diese Weise sie selber das Trauma festhalten, dass nicht das Trauma sie festhält. Diese Bewältigungsstrategie verschlimmert also das Problem – statt es zu verkleinern.
KONTROLLE DES ABGEGRENZTEN Eine Parallele zu diesem Phänomen beobachtete ich kürzlich bei einem Klienten. In mehreren Sitzungen konnte er sich gegenüber seinen extrem übergriffigen Eltern und den von ihnen eingeprägten „Glaubenssätzen“ abgrenzen. Es ging ihm immer besser. Dann kam es zu einer Verschlechterung. Und es wurde ihm bewusst, dass er mit seiner Aufmerksamkeit bei den abgegrenzten Elementen war – so als könne er dadurch verhindern, dass sie wieder in seinen eigenen Raum gelangen. Aber dadurch gab er ihnen seine Aufmerksamkeit („Energie“), entfernte sich von seinem „eigenen Boot“ und liess es ungeschützt zurück. So wie ein Torwart, der, beim Versuch, den Ball in Besitz zu bekommen, sich dabei zu weit von seinem Tor entfernt und es daher nicht mehr schützen kann. Auch hier handelt es sich um eine zunächst unbewusste Strategie, die sich dann, wenn sie bewusst wird als eher nachteilig erweist. Dann kann man dich darauf verzichten? Vielleicht gibt es ja unter Euch Lesern ähnliche Beobachtungen zu diesem Thema?
Ein weiterer Aspekt der "Fixierung" auf ein Trauma könnte auch die Frage sein: Wer bin ich ohne das Trauma? Wenn einen so ein Trauma oder auch nur schwere Glaubenssätze ein Leben lang begleiten, dann gehören sie "irgendwie" dazu. Es fällt einem dann schwer, es gehen zu lassen. So in etwa wie ein illusionärer Gewinn, den ich dann aufgebe. Das Trauma macht einem zu etwas "besonderem". Was bin ich noch, wenn ich das hergebe? Das ist mir in der Arbeit mit Klienten schon öfter begegnet.
ja das kenne ich auch. manche halten das trauma fest, als sei es ein schatz - und gleichzeitig leiden sie unter den wirkungen des in dieser weise "am leben gehaltenen" traumas.