Gelegentlich kommt es unmittelbar nach einer Aufstellungen zu Reaktionen bei betroffenen Familienangehörigen, die nichts von der Aufstellung wissen und sich mehrere 100 Kilometer entfernt aufhalten. Zwilling des Sohnes Berta ist durch ihre Herkunftsfamilie sehr traumatisiert. Auch ihre Beziehungen waren sehr belastet. Der einzige Sohn war depressiv und kam nicht recht auf seinen Weg. Durch mehrere Aufstellungen konnte sie immer mehr Autonomie entwickeln. Der Sohn machte – nach langem Zögern – ebenfalls eine Aufstellung und fand seinen beruflichen Platz. Aber er war noch single. Berta hatte zu Beginn seiner Schwangerschaft eine kleine Zwischenblutung. Hatte ihr Sohn einen Zwilling verloren? Der Sohn selbst wollte das nicht aufstellen. Also fragte sie, ob sie sich das Thema anschauen könnte? Schliesslich wäre dieser verlorene Zwilling ja auch ihr Kind! Und sie erinnerte sich, dass es ihr nach der Geburt des Sohnes zunächst nicht gut ging, dass sie eine Wochenbettdepression hatte. Sie machte eine Aufstellung und war sehr berührt durch die Begegnung mit ihrer Tochter, der Zwillingsschwester ihres Sohnes. Und sie konnte sie unter Tränen verabschieden. Ihr ging es danach besser. Und ein halbes Jahr später erzählte sie mir, dass ihr Sohn am Tag der Aufstellung eine Freundin gefunden hat!
Mutter und Tochter auf dem Boot des kleinen August Christianes Tochter Auguste (20 Jahre) war seit ihrer Kindheit kränklich und befindet sich wegen einer Depression in stationärer Behandlung. Christiane hat ihre Tochter hat ihre Tochter nach August, dem Lieblingsneffen ihres Vaters benannt. Er war der kleine Sonnenschein in einer sehr belasteten Familie. Er starb schon als Kind mit 2 Jahren an einem Hirntumor. Christiane machte eine Aufstellung und es zeigte sich, dass Christiane sich im Raum von August befand – und deshalb ebenfalls einen Hirntumor hatte!? Sie befand sich aber auch auf „Augustes Boot“, bzw. genauer: Auguste war – um der Mutter nahe zu sein? - zu ihr auf Augusts Boot gestiegen. Christiane konnte unter Schmerzen – Auguste zuliebe – ihre Symbiosemuster zu ihrem Cousin August und ihrer Tochter Auguste lösen. Eine Woche später schrieb sie: Auguste rief mich aus der Klinik an und sagte:"Mama, ich fühle mich so befreit und so gut wie noch nie"! In der Gestaltherapie malte Auguste letzte Woche noch ein Bild in den Farben schwarz und rot (Ein Herz mit Flammen auf schwarzem Hintergrund). In dem nun folgenden Bild von Montag, waren zwei weiße Tauben am Himmel die von einem Herz umrahmt sind (mein Mann und ich), zwei Schwalben die ins Sonnenlicht fliegen( ihr Bruder und sie selbst) und einem Aasgeier am Boden, der gerade an etwas rupft (meine Mutter- Augustes Oma) dargestellt. Ausserdem schmiedet Auguste Zukunftspläne beruflicher als auch privater Natur. Zusätzlich möchte sie die Medikation der Antidepressiva reduzieren um sie in naher Zukunft nicht mehr zu benötigen. Alle diese Dinge wären vor ein paar Tagen noch undenkbar gewesen!! Wir haben als Familie, aber auch als Individuen eine noch nie da gewesene Freiheit und die damit verbundenen neuen Wege zum Geschenk bekommen.
Kommentar Diese beiden Geschichten machen das eigenartige Phänomen deutlich, dass unter den Mitgliedern eines Familiensystems Informationen ausgetauscht werden auf Kanälen, die uns noch nicht bekannt sind. Ohne dass es bewußt wird, können diese Informationen Leid auslösen: wenn Familienmitglieder unbewußt „in fremde Räume geraten“ und aus diesen Räumen fremde Themen übernehmen. Wenn wichtige Bezugspersonen sich von tragisch verstorbenen Angehörigen nicht verabschieden konnten, dann können Kinder an einen falschen Platz kommen, sich mit einem solchen Schicksal unbewußt identifizieren. Bisweilen übt der Raum eines ausgeklammerte, oder ausgestossenen Familienmitglieds eine grosse Anziehungskraft aus, so als sei er dadurch „energetisch aufgeladen“. In Augustes Familie wurde das Schicksal des kleinen August nicht verschwiegen, im Gegenteil, es wurde oft darüber erzählt. Auch das kann zu einer „energetischen Aufladung“ dieses Raumes führen. Hypothese Die leidvolle Wirkung dieser Informationen entsteht möglicherweise infolge der geringen oder fehlenden Abgrenzung zwischen den Individuen. So als könne sich die formende („morphogenetische“) Kraft des „autonomen Selbst“ nur dann realisieren, wenn es seinen eigenen Raum bekommt. Ohne Grenzen haben die kollektiven, meist leidvollen Themen des Systems die Übermacht, und (ver)formen die Schicksale der Individuen, ohne dass ihnen das bewußt wird.
Da ist es faszinierend - und tröstlich - dass auch die heilsame Wirkung einer Symbiose- Lösung sich auf diesen „Kanälen“ anderen mitteilen kann. Dass die Grenzen z.B. von Auguste sich entwickeln können, wenn ihre Mutter ihre Grenzen verbessert. Auch Heilung kann ansteckend sein! Das ist systemische Psychotherapie! Faszinierend und tröstlich ist, dass auch die heilsame Wirkung einer Symbiose- Lösung sich auf diesen „Kanälen“ anderen mitteilen kann. Auch Heilung kann ansteckend sein!
... und das macht soviel Mut !! Ich durfte die ansteckende Heilung schon oft als Aufstellerin erleben, es ist einfach wunder-bar, wie nachhaltig und tief diese Arbeit wirkt. Und auch wunderbar ist Ero, denn er läßt uns teilhaben an seiner Arbeit... ich lerne so viel von ihm ! Liebe Grüße ins ferne München aus Mecklenburg/Vorpommern von Martina