Ostergedanken (aus Newsletter April 2015) Wie ihr wahrscheinlich wisst, finde ich die Vorstellung, „dass Gott seinen einzigen Sohn geopfert hat um die Sünden der Menschen zu sühnen“ sehr problematisch. Diese Botschaft ist nicht wirklich eine „frohe“, im Gegenteil: die Vorstellung einer „Erbsünde“ macht Menschen Schuldgefühle, so werden sie innerlich gebrochen, gefügig für eine Macht. Jesu Botschaft war eine andere: ihr alle seid Gottes Kinder! Diese „Erbwürde“, die uns allen zusteht, ist der zentrale Aspekt unseres „Selbst“ und damit unserer Autonomie. Jesus wurde dafür ans Kreuz geschlagen. Die Kirche berief sich zwar auf Jesus, aber als sie Staatskirche wurde, opferte sie Jesu Botschaft. Nun galt Gehorsam als oberste Christentugend. 2000 Jahre Selbstentfremdung: ein „falsches Selbst“ trat an die Stelle des „wahren Selbst“. Die Folgen sind immer deutlicher spürbar, persönlich und global. Die zunehmende Bereitschaft, eigene Interessen und Bedürfnisse den angeblichen Sachzwängen unterzuordnen – die von anonymen Autoritäten formuliert werden – ist selbstzerstörerisch. Das oberste Ziel aller Menschen sollte die Erhaltung dieser einzigartigen Erde sein. Wir aber lassen es zu, dass die Macht immer mehr von Menschen übernommen wird, die angeblich unser Wohl vertreten, in Wirklichkeit aber nur ihren eigenen kurzfristigen Profit im Augen haben. Ostern könnte die Zeit des Erwachens sein, das „falsche Selbst“ stirbt und das „wahre Selbst“ tritt wieder an seine Stelle! Es ermächtigt uns, zwischen wahren und falschen Freunden zu unterscheiden. Und uns einzusetzen für eine Welt, in der Menschen und Tiere ihren Platz haben, ihr Auskommen finden. Und ihre Würde wieder bekommen. Ihre Erbwürde. Das wäre eine andere Botschaft. Eine frohe Botschaft.
Rückmeldungen zum Osternewsletter Auf diesen Text bekam ich zwei Rückmeldungen, eine "evangelische" und eine "katholische"
Deine Worte über eine neue Osterbotschaft, eine frohe Botschaft, haben mich sehr berührt. Oft ging ich früher in die evangelische Kirche fröhlich und aufrecht hinein und kam mit gesenktem Haupt und traurig wieder hinaus. Irgendetwas stimmte da nicht und es hat genau mit dem zu tun was Du schreibst. Die böse Sündertheorie... Für mich ist Gottes Botschaft eine frohe Botschaft und ja, ich sehe mich als Gottes Kind! Aus der Kirche bin ich ausgetreten und jetzt bin ich dabei mich mehr und mehr als Gottes Kind zu sehen und damit frei zu sein von menschlich aufgestellten Regeln zur Manipulation des Volkes. Frei lachen können, die Fülle und die Schöpfung zu erkennen in allem was ist und dankbar mein Leben anzunehmen und das Beste daraus zu machen, egal was ein anderer davon hält, auf dem Weg bin ich jetzt......
Und dann will ich Dir - persönlich und auch als ehemalige kirchliche Angestellte und studierte Theologin - auch noch ausdrücklich für Deine warmherzigen Worte zum Leben des Jesus von Nazareth und dessen Bedeutung für jeden von uns, danken und auch dass Du diesen gigantischen Missbrauch der katholischen Kirche benennst. Ich habe schon oft gedacht, dass die pädophilen Priester mit ihrem Verhalten auf den seit Jahrhunderten gepflegten Riesen-Missbrauch des Lebens und Sterbens Jesu, hinweisen, den die Kirche eisern durchhält, die erlösende (Froh-)Botschaft zur Drohbotschaft verdreht hat und so viel Schmerz, Angst, Hass, Leere ... gesät hat....