Hallo Ero, Danke für Deine Richtigstellung in Deinem Newsletter bezüglich der scheinbar unausrottbaren Falschübersetzungen der östlichen spirituellen Lehren! Der Fehler ist allerdings auch in der hier verbreiteten Religion, dem Christentum, durch die Kirche geschehen. Der verzweifelte Versuch vieler Mönche, die eigenen Triebe "abzustellen", hat eine unzählbare Anzahl von psychisch verkrüppelten Wracks hinterlassen. Am ehesten kann man den Widerspruch erkennen, wenn man eine der buddhistischen Kampftechniken lernt. Nur wer fest mit seinem Selbst verbunden ist, kann einen Schaukampf mit scharfem Schwert überleben und dabei auch seinen Gegener nicht verletzen.
Ich habe das immer so formuliert: "Wer hier in der Welt seinen Platz behaupten will, der braucht ein gesundes Ego. Und wer es schafft sein Ego so weit aufzublasen, das sein Selbst darin Platz hat, der kann sich auch empathisch mit den anderen austauschen, ohne sich fremdsteuern zu lassen." Es geht darum das Ego zu entdichten von Ängsten und Vor-Urteilen, aber nicht sich von seinem Ego zu befreien. Wer kein eigenes Zentrum hat, der wird dissoziiert. Psychisch heißt das ein Leben in der Klapse, physisch ist das der Tod!
Man kann sich dies auch philosophisch ganz einfach klar machen: Wenn ich aus meinem Körper in die Welt blicke, so erlebe ich einen Horizont. Egal wohin ich mich auch bewege, dieses Phänomen bleibt mir treu. Ich kann zwar meinen Horizont erweitern, geistig durch lernen, mich der Welt öffnen, oder physisch, in dem ich auf einen Berg steige, aber es bleibt die Wahrnehmung eines Bewußtseinskreises, dessen Mittelpunkt ich immer bleiben werde.
Kollektiv erleben wir das zur Zeit in Europa, speziell in Deutschland. Was für den Einzelnen das Ego ist, das ist für das Volk die Nation, speziell die Sprache. Wenn ein Volk seine Sprache verliert, hört es auf zu existieren. Es verliert den Zugang zu den ursprünglichen geistigen Werten. Es hat keine Orientierung mehr und dann kann man es bürokratisch verwalten ohne das es den natürlichen Widerstand gegen unsinnige Verordnungen aufbringen kann.
lieber wulfing, du schreibst: Ich habe das immer so formuliert: "Wer hier in der Welt seinen Platz behaupten will, der braucht ein gesundes Ego. Und wer es schafft sein Ego so weit aufzublasen, das sein Selbst darin Platz hat, der kann sich auch empathisch mit den anderen austauschen, ohne sich fremdsteuern zu lassen." Es geht darum das Ego zu entdichten von Ängsten und Vor-Urteilen, aber nicht sich von seinem Ego zu befreien. Wer kein eigenes Zentrum hat, der wird dissoziiert. Psychisch heißt das ein Leben in der Klapse, physisch ist das der Tod! Ich verstehe unter EGO das, womit wir uns bewusst identifizieren und das sind zunächst die rollen, die wir für unsere familie, für unsere umgebung übernehmen, entsprechend deren erwartungen. wir haben die chance, in einem individuationsprozess uns immer mehr von fremden rollenerwartungen zu befreien, und uns mit dem zu identifizieren, das wir eigentlich sind, unserem "wahren selbst". von diesem verständnis her empfinde ich deine formulierung:sein Ego so weit aufzublasen, das sein Selbst darin Platz hat, als missverständlich, zumal da das aufgeblasen sein assoziationen zu aufgeblähtem ego auslöst, und das steht dem selbst im wege.
Man kann sich dies auch philosophisch ganz einfach klar machen: Wenn ich aus meinem Körper in die Welt blicke, so erlebe ich einen Horizont. Egal wohin ich mich auch bewege, dieses Phänomen bleibt mir treu. Ich kann zwar meinen Horizont erweitern, geistig durch lernen, mich der Welt öffnen, oder physisch, in dem ich auf einen Berg steige, aber es bleibt die Wahrnehmung eines Bewußtseinskreises, dessen Mittelpunkt ich immer bleiben werde.
ja das ist ein schönes bild dafür, dass wir einerseits mit dem grösseren ganzen verbunden - und auch mit verantwortlich - sind, gleichzeitig aber unseren persönlichen standpunkt innerhalb des grösseren ganzen haben, mit besonderen chancen, risiken und verantwortungen.
Kollektiv erleben wir das zur Zeit in Europa, speziell in Deutschland. Was für den Einzelnen das Ego ist, das ist für das Volk die Nation, speziell die Sprache. Wenn ein Volk seine Sprache verliert, hört es auf zu existieren. Es verliert den Zugang zu den ursprünglichen geistigen Werten. Es hat keine Orientierung mehr und dann kann man es bürokratisch verwalten ohne das es den natürlichen Widerstand gegen unsinnige Verordnungen aufbringen kann. ja es scheint so etwas wie ein "kollektives selbst" zu geben - für manche klingt das vielleicht widersprüchlich. tatsächlich besteht die gefahr, es mit einem symbiotischen kollektiv zu verwechseln, dass autonomie und selbstfindung eher blockiert statt es zu fördern. danke für deine stellungnahme! ero
Hallo, Wulfing, ich gebe Dir in bezug auf den eigenen Macht- Platz und die persönliche Sprache recht, aber ich habe immer meine Schwierigkeiten mit dem Begriff EGo. Ero benutzt "Das Selbst" , was ich treffender finde. Ich erlebe viele aufgeblasene Menschen, mit aufgeblasenem Ego, so nenne ich es für mich, die ihre Wut, ihre Unzulänglichkeit, ihre Schwäche, spüren, aber nicht in der Lage sind, das auszudrücken udn trotzdem lächeln und etwas anderes sagen, als sie meinen. Die aus dem Gespräch gehen ohne etwas zu klären, Macht destruktiv benutzen, wenn sie eine haben. Es gibt auch Yogalehrer oder Meditationslehrer, die meinen, sie sind ganz toll, empathisch, mitfühlend und erleuchtet, aber nicht in der Lage, diplomatisch geäußerte Kritik anzunehmen, die nicht einmal eine persönliche Sprache benutzen können, nicht sagen können: ich will das und das. Sie reden von "man müßte" usw. Da gibt es viel zu tun! es gibt eine schöne Kinderserie: die kleine Prinzessin. diese sagt immer: ich will! die ist usner Vorbild. have fun.
Hallo Ossita, ich stimme mit Eros Definition des Egos als Sammlung von angelernten Rollen, die uns zumeist fremdbestimmen vollkommen überein. Das Selbst verstehe ich auch als eine Art "höherer" Instanz, die frei ist von den erworbenen Begrenzungen durch die Sozialisation. Aus den Neurowissenschaften ist aber klar belegt, wie sehr gerade frühkindliche Erfahrungen - oder auch deren Mangel - irreversibel prägend sind. Vielleicht wäre eine Formulierung das Ego zum Selbst zu erweitern angemessener. Es kann allerdings immer nur eine Annäherung erreicht werden, wie dieser Sinnspruch nahelegt: "Wir können unseren Kurs nach den Sternen bestimmen, aber wir können sie nie erreichen."
hallo, Wulfing, ja, Danke, für die Unterscheidung zwischen Selbst und Ego! Die ist doch wichtig; jetzt nach längerem Lesen noch deutlicher. Ciao. ossita