Eine Klientin, 43 Jahre, alleinerziehend, arbeitet als Coach, schildert ihr Familiensystem. Kursiv die „systemische Analyse“ und daraus abgeleitete Hypothesen zur Dynamik. Diese Hypothesen können dann gezielt durch Aufstellungen überprüft und gegebenenfalls gelöst werden. Verluste Die erste Frau meines Vaters, hatte Schizophrenie. Nach der Scheidung wurden ihr ihre beiden Töchter Sa. und Ma. weg genommen. Meine Eltern ließen auch nicht zu, dass sie ihre Kinder besuchen konnte. Sie erhängte sich im angrenzenden Wald der Psychiatrie als klar war, das sie ihre Kinder nicht mehr zurückbekommt. Das ist für eine Tochter sehr belastend, häufig kommt sie an den Platz von Vaters erster Frau, identifiziert sich unbewusst mit deren Schicksal. Darauf folgte die Heirat meiner Eltern und alle Kinder wurden „in einen Topf“ getan. Meine Eltern hatten einen Unfall, als meine Mutter mit mir im dritten Monat schwanger war. Verlust des Zwillings - eindeutig ein Junge, da aus mir eine "wilde Hilde" wurde. Das ist in dieser Biografie der erste Verlust, und die damit häufig verbundene symbiotische Identifikation mit dem verlorenen Zwilling wie wir wissen eine entscheidende „Weiche“ für die Entwicklung einer Symbiose – aber gleichzeitig auch ein Schutzfaktor? Ich selbst habe meinen besten Freund 1995 durch einen tragischen Autounfall verloren. Er wurde von einem Auto überfahren. Ein frühes zentrales Verlust- Trauma, ist sie möglicherweise auch identifiziert mit ihm? Systemisch-Dynamisch gesehen ist es wie eine Wiederholung des Zwillings-Verlustes. Meine Großmutter müttlicherseits hat ihren Ehemann 1954 durch einen Motorradunfall verloren. Diese Parallele zum Schicksal der Klientin kann für eine Identifikation mit dieser Grossmutter sprechen, oder Ausdruck einer kollektiven Symbiose sein. Da es über die Generationen hinweg keine Grenze gibt, können bestimmte Schicksals-Motive immer wieder auftauchen. Sie konnte sich danach nicht mehr binden und beklagte bis zu ihrem Tod seinen Verlust. Sie starb 2000 in meinen Armen und war DIE tragende Säule meiner Kindheit. Also war diese Oma für die Klientin die zentrale Bezugsperson, und war trotz ihrer eigenen Traumatisierung stärkend in diesem verwirrten System. Wahrscheinlich ist die Klientin noch mit dieser Grossmutter identifiziert, noch in deren Raum. Hypothese: in Identifikation mit ihr verlor sie ihren Freund, das überlagerte und verstärkte die Wirkung des verlorenen Zwillings. Die Schwester meines Partners A., des Vaters unseres gemeinsamen Sohnes, starb mit achtzehn Jahren an Krebs, 1994. Wir trennten uns 1999, zwei Jahre nach der Geburt unseres Sohnes Hypothese: Ihr Partner A. war nicht getrennt von dieser Schwester, war noch auf deren „Totenschiff“. Und die Klientin fühlte sich davon angezogen, stand in seinem Raum, auf dem Platz der verstorbenen Schwester? Fühlt sie sich auf "Totenschiffen" zuhause? (Zwilling, Grossmutter, erster und zweiter Partner?) Mein Vater starb 2011, danach wurden wir von unserer Mutter enterbt. Sie ließ auch nicht zu, dass wir während der zweijährigen Krankheit meines Vaters irgendeine Form der Mitbestimmung an seinem Krankheitsverlauf hatten. Ich durfte nicht dabei sein als er starb. Sie verwies mich aus dem Zimmer mit dem Worten: "Der stirbt nicht wie Omi in deinen Armen, der stirbt nur in meinen Armen...." Die Mutter ist offensichtlich sehr verwirrt, befangen in einer bizarren und makabren Konkurrenz mit der Tochter: wer von uns darf auf dieses Totenschiff? Meine Mutter hat meine beiden Halbschwestern aus Vaters Ehe mit seiner ersten Frau, die dann schizophren wurde, schwerstens körperlich und seelisch misshandelt, sperrte sie im Keller ein, gab ihnen nichts zu essen und behandelte sie wie drittklassige Menschen. Diese Frau ist sehr verwirrt, wahrscheinlich selber psychotisch. Ich war das Aschenputtel für sie. S., meine Halbschwester aus Mutters erster Beziehung, bis heute ihre „Göttin“. Für die Klientin bedeutet das eine schwere seelische Traumatisierung durch die zentrale Bezugsperson „Mutter“. Hypothese: vielleicht hat ihr dieser Konflikt mit der Mutter - und die symbiotische Verbindung mit dem eigenen Zwilling, dem verlorenen ersten Freund und der Grossmutter - gleichzeitig erspart, selber psychotisch zu werden! Paradox, aber stimmig! Nach vielen Jahren der intensiven Arbeit mit mir habe ich es endlich geschafft und 2011 den Schlussstrich zwischen mir und meiner Herkunftsfamilie gezogen. Ich habe zu keinem mehr Kontakt außer ab und an zu meiner Mutter. Das klingt sehr gesund, bloss sie sollte deshalb überhaupt keine Schuldgefühle haben. Hier scheint der Satz zu gelten: "ich achte das Leben, das ich durch dich habe, indem ich es schütze, auch vor dir!" Dies auch nur, weil mein Sohn sich das wünschte. Es scheint, dass die Klientin sich auch dem Sohn und dessen Wünschen gegenüber nicht so gut abgrenzen kann. Wenn die Klientin – dem Sohn zuuliebe - sich nicht gut gegenüber der verwirrenden und destruktiven eigenen Mutter abgrenzt, dann wäre der eigene Sohn gefährdet, von der Verwirrung "angesteckt" zu werden.
Krankheiten Erste Frau meines Vaters: Diagnostizierte Schizophrenie. Meine Mutter: Gewalttätig, Borderline oder schizophren. Laut Aussage ihrer Mutter, meiner Omi, war meine Mutter schon immer verrückt. Meine Halbschwester Si. aus der ersten Beziehung meiner Mutter: Wiederkehrende Depressionen (meines Erachtens auch sehr verwirrt) Hypothese: das ist ihr „Preis“ dafür, "Mutters Lieblingskind" zu sein, sie wurde "von deren Verwirrung angesteckt." Meine Halbschwester Sa. aus der ersten Ehe des Vaters: Hochgradig aggressiv und gewalttätig, schlug ihrer Tochter ein blaues Auge, ehemaliges Mitglied einer terroristischen Gruppe, schizophrenes Verhalten, abhängig von Marihuana. Hypothese: sie ist wahrscheinlich symbiotisch identifiziert mit ihrer eigenen schizophrenen Mutter – die deshalb von der Familie ausgeklammert wurde – und zusätzlich schwer traumatisiert von ihrer Stiefmutter – der Mutter der Klientin. Selber Opfer wurde sie später zur Täterin. Meine Halbschwester M. aus Vaters erster Ehe : tja.......sie bekam es von meiner Mutter am Schlimmsten ab. Meine Mutter hasst sie bis heute. Ausser körperlichen Beschwerden, die sie hat, kann ich jetzt nichts weiter über sie sagen. Vielleicht konnte sie sich deshalb dieser destruktiven Stiefmutter gegenüber besser abgrenzen? Mein leiblicher Vater war gewalttätig, war jähzornig (schlug die Schafe und Hunde tot), litt unter Platzangst, Angststörungen jeglicher Art. Er war nicht in der Lage normal auf die Toilette zu gehen......aber er war Bankdirektor. Dieser Mann scheint sehr schwer gestört, das klingt nach Borderline. Und es ist möglich, dass er die schizophrene Entwicklung seiner ersten und zweiten Frau mit ausgelöst hat. C., die Klientin selber: galt schon immer als einzig Normale in dem Irrenhaus...:-))
Mein Sohn: ADS Symptomatik, vermutlich hochbegabt wie die Mutter, parasuizidales Verhalten bei Alkoholkonsum, kann sich überhaupt nicht anpassen, starker Eigenwille, der schönste, wilde Mensch, den ich kenne:-)) Scheint sehr belastet, Überabgrenzung als Überlebensstrategie bei fehlender „gesunder“ Abgrenzung? Und: die Mutter scheint in ihn „verliebt“ zu sein!?
Tja, was soll ich da noch sagen.....Be welcome to the Adams Family and have a nice time:-)) [i]Ihr persönlich würde ich als erstes sagen: bei dieser Familiengeschichte wären andere an ihrer Stelle auch schizophren geworden. Sie müssen sehr stark sein, dass sie das überlebt haben. und sie wissen das!
Vorschlag für die Reihenfolge der Beziehungen, die durch Aufstellung geklärt werden könnten/sollten: der verlorene Zwilling, Oma, erster Freund, Mutter, Vater, Vater des Sohnes, eigener Sohn.
Kommentar Das ist eine echte Horrorgeschichte. Da kann ein biologisch orientierter Psychiater auf die Idee kommen, dass Schizophrenie genetisch bedingt ist, und dass Hilfe alleine durch Psychopharmaka möglich ist. Diese kurze "systemische Analyse" ergibt demgegenüber ein völlig anderes Bild und: es lassen sich daraus Hypothesen und konkrete therapeutische Strategien ableiten. Aber auch für einen systemischen Therapeuten ist diese Klientin eine grosse Herausforderung. Trotz der sehr verwirrten Eltern und der systemischen Belastung durch die an Schizophrenie erkrankte erste Frau des Vaters ist sie selber nicht schizophren geworden. Meine systemische Hypothese: die Identifizierung mit dem verlorenen Zwilling, mit dem verunglückten ersten Freund und mit der Grossmutter hat sie davor bewahrt, von der Verwirrung „angesteckt“ zu werden. Auch wenn sie diese vermuteten - Identifikationen daran gehindert haben, ihren eigenen Raum in Besitz zu nehmen, sich mit dem eigenen Selbst zu identifizieren. Symbiose als Schutzfaktor? Das klingt sehr bizarr – und ist es auch. Die Klientin ist gut motiviert. Durch die systemische Selbst-Integration kann sie lernen, sich besser abzugrenzen und mit ihren ungenützten Ressourcen – ihren Selbstanteilen – zu verbinden. So hat sie gute Chancen, aus dem Labyrinth der familiären Symbiose auszusteigen. Für die Entwicklung ihres Sohnes scheint es aus systemischer Sicht wichtig, dass sie sich selber ihm gegenüber gut abgrenzt, und dass sie ihm den Weg zu seinem eigenen Vater offen hält – wie belastet der auch sein mag. Dazu kann es hilfreich sein, dass sie ihre eigene (symbiotische?) Beziehung zu diesem Manne klärt. Und dass sie ihn auch vor ihrer eigenen sehr destruktiven Mutter schützt.
Zitat"ich achte das Leben, das ich durch dich habe, indem ich es schütze, auch vor dir!"
Hallo ero,
da ich so einen Satz für die Beziehung zu meiner Mutter gut gebrauchen kann, frage ich mich, wie es mit dem Schmerz aussieht, der dann entsteht, quasi keine Mutter mehr zu haben. Man weiß, dass es sie gibt, und gleichzeitig weiß man, dass sie einem schadet, weshalb man sich schützen muss. Wenn es zudem noch so viele andere Verluste zu verarbeiten gibt, die dann wohl auch immer wieder im Leben auftauchen, immer gerade dann, wenn ich mich mit jemanden gut angefreundet hatte und mich mit demjenigen gut verstanden hatte. Als ob es verboten ist, dass ich von jemand weibliches gemocht werde. Ich bin doch ein soziales Wesen, alleine lebensunfähig.
Liebe Michaela, du schreibst da ich so einen Satz für die Beziehung zu meiner Mutter gut gebrauchen kann, frage ich mich, wie es mit dem Schmerz aussieht, der dann entsteht, quasi keine Mutter mehr zu haben. Man weiß, dass es sie gibt, und gleichzeitig weiß man, dass sie einem schadet, weshalb man sich schützen muss. Das ist die Herausforderung, die Bedingung dafür, selber aus dieser kollektiven Verwirrung herauszukommen Wenn es zudem noch so viele andere Verluste zu verarbeiten gibt, die dann wohl auch immer wieder im Leben auftauchen, immer gerade dann, wenn ich mich mit jemanden gut angefreundet hatte und mich mit demjenigen gut verstanden hatte. Als ob es verboten ist, dass ich von jemand weibliches gemocht werde. Diese Verluste - das ist meine Erfahrung - entstehen ja durch diese fehlende Abgrenzung zu einer destruktiven und verwirrenden Mutter. Sie sind Ausdruck einer fehlenden Verbindung mit dem eigenen Selbst. Ich bin doch ein soziales Wesen, alleine lebensunfähig. Als soziale Wesen suchen wir Kontakt zu anderen, das ist richtig. Aber unverbunden mit unserem Selbst sind wir nur zu symbiotischen Bindungen fähig, mit all dem Leid, der Verwirrung und dem Verlust von Achtung, der damit verbunden ist. Gelingt durch eine gesunde Abgrenzung die Verbindung mit dem Selbst, dann können wir eine erwachsene, eine partnerschaftliche Beziehung leben. Bindung entsteht dann nicht durch Abhängigkeit und Koabhängigkeit, sondern durch gegenseitige Anziehung. In einer solchen Beziehung ist Ich-Du Begegnung möglich, und Freiheit, Veränderung und Wachstum. Liebe Grüsse Ero
THERAPIEVERLAUF Die Therapeutin beschreibt und kommentiert die Aufstellungen mit A. Hinzu kommen Rückmeldungen der Klientin. Nov. 2013. Erste Arbeit machten wir zu ihrem Zwilling. Sie nannte ihn Frederic. A. war voll und ganz auf seinem Schiff. Der Ausstieg war schwer, Die erste Entspannung war bei der Lastenübergabe erkennbar, während der Abgrenzung zu der sie den Löwen mit nahm wurde sie stark und entdeckte ihr Leben, Sie konnte, wie sie sagt sehr viel nach weinen und viele Dinge kamen hoch. A. war erstaunt, wie die Arbeit wirkt.
Am nächsten Tag haben wir den Sohn J. abgegrenzt. Zunächst wurde die große Verwirrung sichtbar. Durch das Verteidigen der Grenze aber bekam sie Klarheit. Seit der Arbeit geht es dem Sohn besser. Dez. 2014 Wir bearbeiteten den verstorbenen Freund M. Auf diesem Totenschiff war sie stabiler und sicherer als sonst wo. Sie konnte sich erst schwer lösen, dann aber gelang es. Klientin: Die Themen, die bei mir hochkommen: Diese absolute Unsicherheit im Umgang mit Männern und der Liebe, die Schuld - mein Vater sprach mich schon nach der Geburt schuldig, weil ich kein Junge wurde - und die damit verbundenen Körperbeschwerden.
27.1.2014 Am Freitag haben wir die Beziehung zur Oma bearbeitet. A. war voll und ganz „auf Omas Schiff“, hat ihr auch den Opa, die Tochter und das Selbst ersetzt. Der Ausstieg war von jedem Platz schwer, ich habe ihr viel Zeit gelassen um das ganz bewusst zu tun. Die Übergabe der Lasten war beeindruckend….man hat die Last wirklich „plumpsen“ hören. Nachdem ich den Paravent aufgestellt habe, kam eine starke körperliche Reaktion, in etwa; „das hätte ich nie gedacht, dass die Oma eine Rolle spielt. Ich fühle mich auf einmal so frei!" Abgrenzung und Gegenabgrenzung brauchte viel Zeit und ist dann auch ernsthaft gelungen. In der Nacht danach kamen Wut auf die Oma, Trauer. Der Tiger (Krafttier ) kam. A. hatte Angst, dass er sie beißt. Zum Morgen hin Existenzangst. Die Arbeit wirkt also! Am Samstag kam die Beziehung zur Mutter:A ist traumatisiert durch die Mutter. Sie will die Klärung angehen, hat aber große Angst davor. Ich lasse sie erst – ohne den Stuhl für die Mutter aufzustellen - das erwachsene und das kindliche Selbst aufstellen. Das erwachsene Selbst liegt weit entfernt ihr gegenüber, das kindliche Selbst hinter ihr unter einem Regal. Nachdem ich ihren Raum markiert habe, stelle ich einen Stuhl für die Mutter außerhalb des Raumes vor die Tür. Große Erleichterung bei A. dass sie die „Mutter“ nicht sehen muss. A. verbindet sich mit ihren Selbstanteilen, dann überprüfe ich, welche Rollen sie für die Mutter noch einnimmt: Mutters Mutter ( Oma),Vater (Mutters Mann), Mutters abgetriebenes Kind, Stiefschwester. Nachdem sie aus all den Rollen ausgestiegen ist, überprüft sie den Platz der Mutter. Da fühlt sie sich stark, steigt aber nach einer Weile ganz bewusst aus. Ebenso vom Platz des Selbst der Mutter. Bei der Lastenübergabe würgt sie und "kotzt" allen alten Ekel aus „symbolisch". Das tut ihr sehr gut. Hinter dem Paravent beim Zurückholen der eigenen Energie, äußert sie, dass sich auf einmal alle Schleusen öffnen und sie das Gefühl hat, dass Altes aus Ohren, Mund und Kopf fließt. Sehr beeindruckend. Die Leisten öffnen sich, sie spürt große Liebe und Wärme. Die Abgrenzung gelingt sehr konzentriert und gut. Bei der Gegenabgrenzung ist sie zunächst sehr verunsichert, nach meinen Erläuterungen zu dieser Dynamik klärt sich immer mehr ihr verwirrtes Gefühl. Rückmeldung Klientin (Jan. 2014) Wie soll ich das beschreiben? Meinen Urlaub tanzte und feierte ich durch in einer neuen und abgefahrenen Form der Freiheit. Zurück zur Arbeit habe ich fast nur Konflikte - da ich in einem schlechten Laden für schlechtes Geld arbeite mit Kollegen bar jeglicher Intelligenz. Heute wieder mit meiner Vorgesetzten aneinander geraten, gestern mit meiner depressiven Kollegin, die alles tut UM ZU LEIDEN. "Es" bäumt sich alles in mir auf, wie eine Rebellion, schmeckt nach Aufbruch und Kompromisslosigkeit. Mein Losungssatz für 2014, den ich in der Meditation erhielt: Ich will endlich unverschämt sein dürfen. Es hagelt Neins in meine Umwelt ...J. (der Sohn) war sieben Tage da, er provozierte mich aufs Blut, ganz ADS Manier, ich machte eine Vollbremsung und brüllte ihn an: Du hörst auf oder RAUS. Er hörte auf - oh Wunder. Alle reagieren natürlich erstaunt auf mich und diesen Umbruch. Dürfen sie. Ich habe den großen Drang, dieser angepassten Welt in und ausserhalb von mir den Stinkefinger zu zeigen und zu gehen. Lebendig, äusserst lebendig. Meine Themen, die ich in mir trage: WARUM BEFINDE ICH MICH IM BERUF UND IN DER BINDUNG AUF TODESSCHIFFEN UND WO UM HIMMELS WILLEN IST DER AUSGANG? Rückmeldung Klientin 29.1. Ich war die letzten Tage soooo müde, ich hätte im Stehen einschlafen können. Unglaublich. Etwas verändert sich ohne beschreiben zu können was genau sich in mir tut. Die Arbeit in meiner Firma neigt sich für mich dem Ende zu - mir wird täglich mehr klar, dass das das Umfeld meiner Kindheit ist in dem ich mich aufhalte, noch aufhalte. Daher nutze ich jetzt jede freie Stunde um mich auf eine neue, etablierte Ebene zu begeben, wo ich vernünftiges Gehalt bekomme und dadurch Zeit und Raum erfahre, um die Dinge zu tun, die mir am Herzen liegen wie Reisen, mein Buch schreiben etc. M. (der erste Freund) kam nochmals sehr stark in mir auf. und dann verschwand er........Sehr schön, dies freut mich besonders!!
ABSCHLIESSENDE ZUSAMMENFASSUNG DER KLIENTIN (12.3.) Das Sterben Stirbst du noch, oder lebst du schon? In der nachträglichen Betrachtung meines Lebens, habe ich mich oft gefragt was schlimmer war, DAS, was passiert war oder DAS, was sich aufgrund der kindlichen Traumatisierungen an Verhalten entwickelte. Der Baum wuchs krumm, sich windend um alle anderen Bäume, sehnsüchtig nach Licht und Wärme. Durch die immense Anstrengung an allen anderen rücksichtsvoll vorbei zu wachsen, verlor der Baum die Nähe zu seiner Wurzel und wurde zu einem Gewächs, was jeder Waldarbeiter schnellstens entsorgt hätte um den Wachstum der anderen Bäumen nicht zu gefährden. Der Verlust der Nähe zum wahren Selbst und die immense Bedeutung der Anderen sind Symptome traumatisierter Menschen, die zu meinen wurden.Das Einzige was ich in meiner Kindheit wirklich wahrnehmen konnte, war ANGST. Nackte, blanke Angst, nicht wissend, wie man den nächsten Tag überlebt und ob man ihn überhaupt überlebt. Ein Mechanismus, der mir bis zu dem heutigen Tag erhalten geblieben ist. Mal zarter, mal stärker in seiner Auswirkung. Ich war „wohlig“ therapiert, konnte dem Grauen aufrechten Hauptes in das Gesicht sehen, hatte gelernt differenziert zu denken und zu fühlen. Trotz dem blieb ich in dem Kampf um mein Leben gefangen. Wer den Zerfall fürchtet, der kann nicht leben. Jeder Tag, der erfolgreich „überlebt“ wurde, ist eine Errungenschaft. Ja! Gesiegt! Wieder mal stärker als die Angst gewesen, trotzig im Sturm des Untergangs gestanden und dem Horror der Kindheit den imaginären Stinkefinger gezeigt. Es ist unglaublich wie lange man ein Leben, was dem Untergang geweiht ist, aufrechterhalten kann. Vorbildlich in der Außenwirkung, perfekt im Aussehen, galant in Haltung und Sprache. Mein Kampf ging so lange bis mein Vater starb, ich enterbt wurde und gedemütigt vom Leben, im Untergang bestätigt, mich dem Leid ergab. Eine Leidensodysee die nur noch auf ihren Henker und seinen Richter wartete, bis mein Sohn anfing zu schreien. Erst leise, dann immer lauter werdend. Maßlos. Drogen, Schulabbruch, die ganze Palette an jugendlichen Missetaten ergoss sich über sein und mein Leben. Nichts konnte ihn aufhalten mit Siebenmeilen-Stiefeln weiter in die Hölle vorzudringen um den Teufel die Hand zu halten. DA war sie wieder, die Bestätigung. Mein Leben ist dem Untergang geweiht, alles was von mir kommt, ist schlecht, unbrauchbar, unnütz. Selbst als Mutter hatte ich versagt. Das Wort „Versager“, was mein Vater mir an manchen Kindheitstagen täglich an den Kopf warf, wurde mein Richter und Henker. Dieses unnütze Leben war doch nichts wert und somit bestätigte sich die Bannbotschaft und aller Kampf war umsonst gewesen. Mein Vater hatte gesiegt. Schach-matt. Ich war ein Versager.
Das Leben Das wahre SELBST gewinnt immer Die Kraft, die mich am Leben hielt, meldete sich: „Fang nochmal von vorne an, du hast das Leid nicht unterbrechen können, hole dir Hilfe.“ Hilfe holen in einem therapieverseuchten Land, wo es entweder darum geht, das Leid immer wieder neu zu manifestieren oder durch halbfertige Coachs und Trainer erst gar nicht mehr anzusehen, da wer leidet und Opfer ist, lediglich eine falsche Lebenseinstellung hat. Ich sah mir die Familienaufsteller der hiesigen Gegend an. Studiert aber ungebildet, wilde Wörter um sich herum wirbelnd wie Opfer der Morde des Großvaters zu sein. Meine Großväter waren nicht im Krieg, interessant, was mancher Psychologe am Telefon glaubte zu sehen oder zu hören. Mein Untergang wurde geschmückt, die Familiengeschichte als Zombiefilm ausgeweitet, bis ich das Zepter der Macht an mich nahm und mir heilende Hilfe holte. Es gibt sie tatsächlich, vorausgesetzt man lässt es zu. Ich werde die erste Sitzung nie vergessen. Ich ging vom S-Bahnhof mit gefühlten tausend Tonnen an Leid durch die Straßen und sah aus den Augenwinkeln meinen Vater. Er marschierte vor mir und ich folgte seinem Schatten. Ein Schatten, aus dem ich bis dato nicht herausgewachsen war. Wo alle anderen Therapeuten auf die Details meiner schmerzvollen Kindheit minuziös eingegangen wären, hielt mir meine Therapeutin schnell den Spiegel des Ist-Zustandes vor das Gesicht. Es ging um das AUSSTEIGEN aus den Totenschiffen. Ungelebtes Leben lebe wohl. Die Therapieform der systemischen Selbst-Integration ist für mich eine geniale Mischung aus Psychologie und natürlichem Schamanismus. Ich konnte zum ersten mal in meinem Leben Heilung erfahren. Nicht als frenetischer Augenblick der jubelnden Freude, sondern als stiller, immens kraftvoller Energiewechsel. Durch die Aufstellungsarbeit kam mein Leben zu mir zurück, mein Leben, das gefangen war bei den Tätern und Opfern meiner Familie. Ein unglaubliches Gefühl der Freiheit und des Friedens breitete sich aus. Während der Loslösung aus den symbiotischen Ketten musste ich den natürlichen Schutz lernen. Das NEIN, die klare Abgrenzung zu allem was ich NICHT bin.Eine Meisterübung für symbiotische Menschen, die sich bisher um ihre Mitmenschen „schlängelten“ wie der Baum, der sich nach Sonne und Wärme sehnt. Die Folgen sind bis heute immens: Ich lache wieder, frei ohne Scham und Schuld. Nachdem mein Vater gestorben war, hatte ich meinen Beruf als Tänzerin und Tanz- und Theaterpädagogin an den Nagel gehängt.Auch dies änderte sich. Ich fing wieder an zu tanzen. Tanzte ganze Nächte durch, voller Freude und Hingabe an mein Leben. Ich schrieb mein Buch. Ging mit meinem Sohn normal um, ohne Sorge oder Schuldzuweisung und ließ ihn endlich los aus meinem Leid. Ich trennte mich von nicht förderlichen Menschen und Arbeitgebern, ließ Faulheit zu und Genuss bar jeglicher Kontrolle. Es ist mir bis heute, als würde ein ständiges Wunder passieren. Etwas woran ich nie zu glauben wagte, ist eingetreten:
ES GIBT MICH. Kommentar Diese ungewöhnliche Geschichte – gekonnt geschildert! - ist einmal ein gutes Beispiel für das, was man als ein „verwirrtes und destruktives Kollektiv“ bezeichnen kann. Darüber hinaus zeigt sich, dass so etwas wie eine „Systemische Analyse“ eines Familiensystems möglich ist mit der Formulierung von Hypothesen zur Dynamik, die gezielt überprüft werden können. So wird durch wenige Sitzungen ein Ausstieg aus diesem Kollektiv möglich. Und drittens: diese Methode ist nicht gebunden an eine bestimmte Person (den Autor), sie ist erlernbar.
"Symbiose als Schutzfaktor? Das klingt sehr bizarr – und ist es auch."
So schrieben Sie oben. Sie schrieben auch über Kollegen, die in solchen Fällen wie dem von Ihnen dargestellten mit Psychopharmaka behandeln würden.
Ich finde es aber überhaupt nicht bizarr, sondern einfach nur logisch und nachvolziehbar.
Ich habe den Eindruck, dass es ganz viele Leute gibt, die Symbiose als Schutzfaktor nutzen. Da rauszukommen, mit eigenem Antrieb – und wirklich RAUS bzw. zu sich selbst rein, das ist Heilung. Innerer Kompass. Tatsächlich: Schiff. Mir fällt dazu die Totenschiff-Skulptur von Andreas Kuhnlein ein, einem Künstler, der unten am Chiemsee wohnt. Es gibt ein Foto von dieser Skulptur, schwimmend in einem unterirdischen Bassin.
Wir leben in einer Welt voll dieser Menschen, die auf transgenerationalen Totenschiffen unterwegs sind, ohne es zu wissen. Manche wollen davon runter. Viele, die ich kenne, nicht. Argumente dieser Menschen: • es ist zu anstrengend • man "darf es nicht" (= Aufstellungen sind "vom Teufel") • "es geht nicht" Also v.a. die gewöhnlichen Glaubenssätze.
Vor sieben Jahren sprach man noch hinter vorgehaltener Hand über Aufstellungen. Heute gehören sie fast zum guten Ton.
Ein mit uns befreundeter Psychiater erzählte uns, dass man klinisch immer noch mit Elektrosschocks behandeln würde (u.a. Depression, Schizophrenie). Natürlich unter Narkose. Auf die Frage, was das brächte und wie das wirke, sagte er, man wisse es nicht, aber es täte den Patienten gut (!). Meine Vermutung: Die Energien, die da innerlich GEZIELT angeschoben werden durch zum Beispiel Aufstellungen, die werden bei solchen Schocks wahllos durch den Körper geschickt und wirken entsprechend wahllos. Wenn man Glück hat, "tut es gut", was auch immer das heißen soll.
Es hat mich bewegt zu lesen, dass Sie "erst" seit 2008 die systemische Selbstintegration im Fokus haben.
Meines Erachtens ist jedes psychische Leiden heilbar (auch Autismus), solange ein Mensch selbst handeln und entscheiden kann. Und wenn der Mensch selbst nicht mehr handeln kann oder will, kann die Arbeit anderer Leute an sich selbst systemisch so wirken, dass schwere Leiden von Angehörigen, wie zum Beispiel Leute mit manischer Depression, in Bewegung kommen. Auch: Das Handeln von Eltern für ihre Kinder, als Surrogat.
Ich frage mich immer wieder, wieso diese ganzen logischen Zusammenhänge innerhalb familiärer Systeme für viele Leute so unglaublich oder unseriös sind. Wahrscheinlich ist es, wie stets bei Komplementär-Medizin, die den fühlenden, selbstverantworlichen Menschen in den Mittelpunkt stellt, eine Frage der herrschenden Muster. Heilung darf auf keinen Fall zu einfach oder schnell möglich sein. So lautet die Prägung.
Aber eigentlich ist es doch so: "Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund." Beziehungsweise: "Dein Glaube hat dir geholfen."
Ich erlebe, dass das funktioniert. Aber nicht, weil ich rumsitze und auf den Tau von oben warte. Sondern indem ich in Eigenverantwortung was TU. Und damit gehöre ich nach Aussage des Chefs der medizinischen Abteilung eines forschenden Arzneimittelunterehmens zu lediglich ca. 5% der Bevölkerung. Er meinte, es sei so wichtig, dass es noch mehr Menschen gebe, die ihr Leiden hinterfragen und selbst aktiv Lösungen und Therapien suchen, um zum Beispiel gar nicht erst krank zu werden.
Dazu habe ich kürzlich gelesen: Körper, Seele, Mensch: Versuch über die Kunst des Heilens von Bernd Hontschik
Hontschik spricht von der Blackbox, die Arzt und Patient jeweils füreinander seien. Was ich wiederum mit Abgrenzung und Symbiose assoziiere.
SSI ist ein spannendes Thema – und im herrschenden Gesundheitssystem mit den ganzen transgenerational traumatisierten Babyboomern (den Kriegsenkeln und ihren allergie- und ADHS-geplagten Kindern) voller Potenzial für Heilung.
Apropos Babyboomer/Kriegsenkel etc.: Kürzlich fand in Berlin eine Tagung statt (http://aussoehnen-mit-deutschland.de/unser-anliegen/). Diese kam ganz schlecht weg. Zitat aus einer Kritik dazu: "Das letzte Stück des Weges beim endgültigen Abschütteln der Lasten der lästigen Vergangenheit soll durch psychosoziale Ertüchtigung bewältigt werden, beispielsweise durch Workshops wie »Nur ein gebrochenes Herz ist ein ganzes Herz – Heilungsimpulse aus der spirituellen Dimension«, »Widerermächtigung zum Fühlen. Die Sprache der Seele wiederfinden« oder »Deutschlands Seele und Schatten in uns. Integration und Heilung unserer nationalen Identität«, um dann, endlich kuriert, »Versöhnung mit sich und anderen in die Welt tragen« zu können. An der Aussöhnung der Deutschen mit ihren Verbrechen soll die Welt genesen." Kompletter Text unter http://www.hagalil.com/archiv/2014/02/20...er-deutschland/
Das sind so Fundstücke, die zeigen, wie durchaus gefährlich es für manche Menschen scheint, sich von den Vertrickungen und Schatten zu lösen, sich aus fremden Räumen zu entfernen.
Gibt es denn diese Verluste von Zwillingen häufig? Mir wurde neulich gesagt, in 80% !!! aller Fälle wären sie für symbiotische Verstrickungen, bzw. Verlustthemen verantwortlich?? Mir erschien die Antwort schon fast standardtisiert.... Liebe Grüße